Trittau. Elternproteste erfolgreich: Schulverbandsvertreter beschließen Erweiterungsbau für das Blaue Haus mit privatem Investor einstimmig.
Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. So könnte man das Ende der langwierigen Diskussion um einen Erweiterungsbau der Trittauer Betreuungseinrichtung Blaues Haus in Worte fassen. Nachdem weder der Schulverband Trittau, dem 15 Gemeinden angehören und der Träger der Einrichtung ist, den Bau finanzieren wollte noch die Gemeinde Trittau, wird nun nach einem privaten Investor gesucht.
Ein privater Investor baut, der Schulverband mietet das Gebäude an
In der jüngsten Sitzung des Schulverbandes wurde von den Verbandsvertretern einstimmig beschlossen, den Neubau mit einem sogenannten Public Private Partnership (PPP) zu verwirklichen. Diese öffentlich-private Partnerschaft ist eine vertraglich geregelte Angelegenheit zwischen öffentlicher Hand und einem Unternehmen der Privatwirtschaft. Der private Unternehmer trägt dabei die Finanzierung ganz oder teilweise und entlastet damit den Haushalt. Die Gemeinde Trittau kann somit ohne finanziellen Druck agieren. Der Schulverband tritt nach Fertigstellung des Baus als Mieter auf, Eigentümer bleibt der private Investor.
„Wir hoffen sehr, dass das endlich eine Lösung ist. Und vor allem, dass sie zeitnah realisiert wird“, sagt Steffi Deraix und spricht damit den meisten der mehr als 120 Besucher der Versammlung aus dem Herzen. Die zweifache Mutter aus Trittau hat in den vergangenen Wochen viel Zeit und Arbeit investiert, um die Verantwortlichen anzutreiben. Denn wie schon im Schuljahr 2015/2016 droht nach heutigem Stand mehr als 30 Kindern eine Absage vom Blauen Haus. Eine für manche Familien existenzbedrohende Situation. „Ohne die Sicherheit einer zuverlässigen Betreuung müssten einige von uns ihren Job an den Nagel hängen“, sagt Steffi Deraix, die als Rechtsanwaltsfachangestellte in Hamburg arbeitet.
Voriger Beschluss nach wenigen Tagen gekippt
Um auf ihre Notlage aufmerksam zu machen, hat die 32-Jährige mit anderen engagierten Eltern Sitzungen besucht, Gespräche mit Verbandsvertretern und der Gemeinde geführt. Und es wurde die Initiative „Eltern für Kinder – Trittau und Umgebung“ gegründet. Nach der dreistündigen Schulverbandsversammlung, die gegen Ende emotional aufgeladen war, waren trotz des Beschlusses noch nicht alle Eltern beruhigt. „Ich will das nicht ins Lächerliche ziehen“, sagte ein Vater, „aber wie lange wird dieser Beschluss wohl halten?“ Er spielte darauf an, dass der letzte Beschluss bereits nach wenigen Tagen gekippt wurde.
Zum Hintergrund: Nachdem im Sommer 2015 zu wenig Hortplätze zur Verfügung standen, stimmte die Schulverbandsversammlung im Herbst mehrheitlich für einen Neubau. Trittau sollte dafür ein Spielfeld am Sportplatz zur Verfügung stellen. Im Gegenzug wäre das Spielfeld auf ein Grundstück des Schulverbands an den Tennisplätzen verlegt worden. Die durch den Grundstücktausch entstehenden Kosten sollte der Schulverband tragen. Doch die erhöhten sich um 10.000 Euro auf 1,13 Millionen. Viele Schulverbandsvertreter fühlten sich überrumpelt. Sie stimmten, bis auf die Vertreter der Gemeinde Trittau, bei der Sitzung am 7. Dezember gegen den Bau. Damit waren alle Pläne wieder vom Tisch. Der darauffolgende Vorschlag, dass die Gemeinde Trittau als Bauherr fungieren und den Erweiterungsbau langfristig an den Schulverband vermieten solle, wurde von der Gemeindevertretung abgelehnt.
So viel Hin und Her sorge nicht gerade für Vertrauen in die Zukunft, sagen die betroffenen Eltern. Den aktuellen Beschluss, nun auch noch einen privaten Unternehmer mit ins Boot zu holen, wertete ein Besucher der Sitzung als „denkbar schlechteste Lösung“. Ralf Breisacher, Grönwohlder Bürgermeister und Vize-Verbandsvorsteher, sagte dazu: „Da müssen Sie sich schon auf unseren Sachverstand verlassen und darauf vertrauen, dass wir den richtigen Partner finden.“
Neubau könnte im Frühjahr 2017 stehen
Die Suche wird nun Aufgabe der Gemeinde Trittau sein. In einer sogenannten leistungsbezogenen Ausschreibung werden genaue Kritierien und Anforderungen festgelegt. „All das muss transparent ablaufen und für jeden nachvollziehbar sein“, so Ralf Breisacher. „Wann wird das Haus fertig sein?“ Diese Frage brannte viele Eltern schließlich auf den Nägeln. „Wenn alles gut läuft, könnte der Neubau im Frühjahr 2017 stehen“, sagte Ralf Breisacher. Er bat: „Aber nageln Sie mich nicht auf diesen Termin fest.“
Für die rund 30 Kinder, die bereits in diesem Sommer nachschulische Betreuung brauchen und keine Aussicht auf eine Zusage haben, wäre dieser Zeitpunkt zu spät. Deshalb liegt der besondere Fokus nun darauf, weitere geeignete Räume als Übergangslösung zu finden. Trittaus Bürgermeister Oliver Mesch: „Wir werden alles in Bewegung setzen, um allen Kindern einen sicheren Platz gewährleisten zu können.“ Um ohne weiteren Zeitverlust alternative Unterbringungsmöglichkeiten besprechen zu können, wird in den nächsten Tagen eine Arbeitsgruppe gebildet.