Hamburg. Auch in Hamburg wurden viele Frauen in der Silvesternacht Opfer von Belästigungen und Diebstahl. Vor allem auf dem Kiez
Die sexuellen Übergriffe auf junge Frauen in der Silvesternacht am Kölner Hauptbahnhof sorgen bundesweit für Entsetzen. Nun kommt heraus: Ähnliche Szenen haben sich auch in Hamburg abgespielt. An der Reeperbahn und am Jungfernstieg sind in der Silvesternacht Frauen massiv sexuell belästigt und beraubt worden. Wie in Köln soll es sich bei den Tätern um junge Männer mit Migrationshintergrund handeln. Bisher haben laut Polizei 27 Frauen Anzeige erstattet.
Eine 16-Jährige berichtete gestern dem Abendblatt, was sich in dieser Nacht abgespielt hat. „Ich habe mit einer Freundin am Jungfernstieg vor einer Bühne auf dem Weihnachtsmarkt getanzt“, sagte sie. Plötzlich seien sie von mehr als einem Dutzend Männer umringt worden. „Die haben uns richtig umzingelt, sind immer näher gekommen“, erzählt die Schülerin. „Überall waren Hände, auch unter dem Rock.“ Die Mädchen versuchten sich zu wehren, schubsten die Angreifer weg, schrien laut „Stopp“ und „Finger weg“. Doch die Männer, nach ihren Beschreibungen zwischen 25 und 40 Jahre alt und mit ausländischem Aussehen, hätten immer weitergemacht, gepfiffen und gejohlt. Einer habe sie auch an den Hüften festgehalten, von hinten Stoßbewegungen gemacht. „Es war eklig.“ Trotz ihrer Schreie habe ihnen niemand geholfen. Polizisten seien nicht zu sehen gewesen. Schließlich schafften es die beiden jungen Frauen, aus dem Kessel zu entkommen. Sie habe noch mindestens einen anderen Fall beobachtet, in dem junge Leute auf der Tanzfläche umzingelt worden seien, sagt die 16-Jährige. „Ein Mann hat mich noch auf dem Weg zur S-Bahn verfolgt.“ Anzeige hat sie nicht erstattet. „Es waren so viele Männer, ich könnte sie nicht identifizieren.“
Auch im Bereich Beatles-Platz/Große Freiheit und Hans-Albers-Platz. auf dem Kiez erlebten Frauen schwere sexuelle Belästigungen. Männer mit „südländischem oder arabischem Aussehen“ hätten sie im Intimbereich begrabscht und unflätig beleidigt, berichteten Augenzeugen. Sie sprachen von „Jagdszenen“. Einige Frauen hätten sich in ihrer Not an Türsteher gewandt. Nach dem Stand der Ermittlungen waren an den Übergriffen jeweils Gruppen von fünf bis 20 Männern beteiligt. Sie nutzen für ihre Taten das Gedränge aus – bis zu 20.000 Menschen feierten Silvester auf dem Kiez
Nach Abendblatt-Informationen plant die Hamburger Polizei jetzt die Einrichtung einer Sonderkommission. „Wir gehen davon aus, dass die Täter die Frauen meist mit den sexuellen Übergriffen ablenken wollten, um ein Vermögensdelikt zu begehen“, sagte Polizeisprecher Holger Vehren. In 17 Fällen wurden die belästigten Frauen auch bestohlen oder beraubt. Man nahm ihnen Papiere, Bargeld und Smartphones ab.
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