Sie nennt sich „Deutsche mit Migrationshintergrund“, das prädestiniert sie dazu, „Botschafterin zwischen den Kulturen“ zu sein. Sonja Lahnstein-Kandel wurde als Kind kroatischer Juden, die den Nazis entfliehen konnten, in Zagreb geboren, im damaligen Jugoslawien, „einem Land, das es nicht mehr gibt“, sagt sie. Als sie 16 Jahre alt war, kam die Familie nach Hamburg, „mit nichts“. Der Vater war Arzt. „Fachkräfte wurden hier gesucht.“ Zwei Jahre ging sie auf ein englischsprachiges Gymnasium, sie sprach noch kein Deutsch. Nach Ende des Volkswirtschaftsstudiums war sie 24 und ging für einige Jahre zur EU nach Brüssel.
Weiter ging’s nach Washington, zum Internationalen Währungsfonds, dann zur Weltbank. Sie kümmerte sich um Entwicklungspolitik, besorgte Kredite für Kleinunternehmer. „Jeder Mensch soll eine Chance bekommen“, sagt die zarte Kosmopolitin und meint damit auch ihr Jugend- und Schulprojekt „step21“. Dessen Medienboxen zu Toleranz und Rassismus werden von mehr als 20.000 Schulen genutzt. Für Bildung und Integration engagiert sie sich auf vielen Feldern, besonders aber mit dem Projekt „Bridging the Gap“, das in Israel jüdische und palästinensische Kinder zusammenbringt.
Seite 20 „Antisemitismus in Europa wächst“