Hamburg. Klinik in Harburg bietet 90 Menschen Unterkunft – 2015 werden bis zu 800.000 Asylbewerber in Deutschland erwartet
Angesichts des anhaltenden Zustroms von Flüchtlingen wird jetzt in Hamburg zum ersten Mal ein Krankenhausgebäude als Erstunterbringung genutzt. Das Asklepios Klinikum Harburg stellt kurzfristig ein leer stehendes Bettenhaus für Zuwanderer zur Verfügung, die medizinisch versorgt werden müssten, teilte das Krankenhausunternehmen am Dienstag mit. Die Umbaumaßnahmen in der ehemaligen Kardiologie liefen bereits. Von Ende August an könnten bis zu 90 Schwangere, Kranke und Behinderte aus anderen Erstaufnahmeeinrichtungen die beiden übereinanderliegenden Stationen beziehen.
Im vergangenen Monat hatte die Zahl der Flüchtlinge, die nach Hamburg kommen und hier bleiben, den bisherigen Höchststand in diesem Jahr erreicht. Der Innenbehörde zufolge wurden im Juli 5700 Flüchtlinge in der Hansestadt neu registriert. Im Juni lag ihre Zahl bei 1400. Derzeit werden die Flüchtlinge in Wohncontainern und Zeltlagern untergebracht.
Ein Abebben des Zustroms von Flüchtlingen ist nicht in Sicht. Die Zahl der Asylbewerber in Deutschland wird 2015 den Höchststand aus den 90er- Jahren deutlich übersteigen. „Ich gehe davon aus, dass wir in diesem Jahr zwischen 700.000 und 800.000 Flüchtlinge in Deutschland bekommen werden“, sagte Thomas Oppermann, Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, in Berlin. Der bisherige Rekordstand mit etwa 440.000 Asylanträgen stammt aus dem Jahr 1992. Die Zahlen gingen dann zurück bis auf Werte von etwa 30.000 Asylanträgen in den Jahren 2006 bis 2009. Seitdem stiegen die Zahlen angesichts vieler internationaler Krisen wieder kräftig an. 2013 gab es in Deutschland rund 127.000 Asylanträge, 2014 dann gut 200.000 und 2015 nun womöglich mehr als dreimal so viel.
In dem Harburger Klinikum gibt es unterschiedlich große Zimmer, die ausreichend Platz auch für Angehörige bieten. Zudem steht den künftigen Bewohnern ein kleiner, vom Klinikgelände abgetrennter Garten zur Verfügung. Asklepios hatte das Gebäude der Stadt vor knapp zwei Wochen angeboten. Nach einer Eignungsprüfung gab die Innenbehörde nun ihre Genehmigung für die Unterkunft, die in der Nähe zu anderen medizinischen Abteilungen liegt.
Am Hagendeel im Bezirk Eimsbüttel muss derweil der Bau einer Unterkunft für Flüchtlinge möglicherweise neu geplant werden. Das Verwaltungsgericht stoppte in Teilen den Bau im Überschwemmungsgebiet der Kollau. Dort hatte die Stadt ein Gelände aufschütten und darauf Unterkünfte für bis zu 538 Flüchtlinge errichten wollen. Anwohner fürchten, dass bei Hochwasser ihre Grundstücke geflutet werden. Allerdings fordern sie nicht den Verzicht auf die Flüchtlingsunterkunft, sondern nur eine andere Bauweise.
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