Berlin. Deutsche Bahn und die Gewerkschaft GDL haben ihren einjährigen Dauerstreit beigelegt. 300 Lokführer werden nun zusätzlich eingestellt.
Fünf Wochen lang hatten sich die Schlichter um eine Lösung im Tarifkonlifkt bemüht, jetzt verkündete Matthias Platzeck: die frohe Botschaft: Millionen Reisende dürfen aufatmen, denn der längste Tarifkonflikt in der Geschichte der deutschen Bahn ist Geschichte. Das Unternehmen habe sich am Dienstagabend mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) geeinigt, sagte Brandenburgs früherer Regierungschef Platzeck (SPD) als Schlichter am Mittwoch in Berlin: „Alles ist unterschrieben, der Tariffrieden ist hergestellt."
Die Schlichtung hatte am 27. Mai begonnen und war zunächst auf drei Wochen angesetzt. Die eigentlich auf drei Wochen angelegte Schlichtung war zwei Mal in die Verlängerung gegangen. Platzeck sagte, zwischenzeitlich habe es auch einen Abbruch gegeben.
Neben Platzeck war auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) als Schlichter eingesetzt. Für die Dauer der Schlichtung waren erneute Streiks ausgeschlossen, es galt eine Friedenspflicht. „Wir haben am Ende einen Abschluss mit Vernunft und Augenmaß hinbekommen“, berichtete Platzeck. Die Verträge sind demnach bereits am Dienstag unterschrieben worden.
300 Lokführer werden eingestellt
Das zentrale Thema sei der Abbau von Belastungen für die Beschäftigten gewesen, sagte Ramelow. Unter anderem sei der Abbau von Überstunden als Aufgabe für beide Seiten vereinbart worden. 100 Zugbegleiter und 300 Lokführer würden nun zusätzlich eingestellt.
Außerdem hat die GDL spürbare Einkommenserhöhungen und eine Verkürzung der Arbeitszeit erreicht. Die Entgelte steigen bereits zum 1. Juli um 3,5 Prozent und am 1. Mai nächsten Jahres um weitere 1,6 Prozent. Hinzu kommt eine Einmalzahlung von 350 Euro.
Das entspricht dem Ergebnis, das die Bahn im Mai mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) erzielt hatte. Nach Angaben von Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber profitieren 160.000 Kollegen. 2018 sinkt nach den Worten von GDL-Chef Claus Weselsky die wöchentliche Arbeitszeit des Zugpersonals um eine Stunde auf 38 Stunden. Zudem gibt es Regelungen zur Altersteilzeit und zu Überstunden sowie Neueinstellungen.
Neun Streiks innerhalb eines Jahres
Als Kernproblem des seit einem Jahr anhaltenden Tarifkonflikts galt die Forderung der GDL, für jede der bei ihr organisierten Berufsgruppen einen eigenen Tarifvertrag abschließen zu dürfen – wobei die Deutsche Bahn widerspruchsfreie Regelungen im Vergleich zu anderen Tarifwerken angepeilt hatte.
Neunmal hatten die Mitglieder der GDL die Züge stehen lassen und den Bahnverkehr in großen Teilen zum Erliegen gebracht. Mit der größeren EVG hatte sich die Bahn im Mai auf einen Tarifvertrag geeinigt. (dpa/HA)