Kathmandu.

Nepal ist von einem schweren Erdbeben erschüttert worden, Hunderte Menschen kamen bei dem Unglück ums Leben. Auch die Nachbarstaaten Indien und Bangladesch berichteten von Toten durch das Beben der Stärke 7,9 in geringer Tiefe, das bis nach Neu-Delhi zu spüren war. In Kathmandu stürzten Gebäude ein, darunter ein Turm aus dem 19. Jahrhundert, von dem ein zehn Meter hoher Stumpf übrig blieb. Das Beben löste am Mount Everest Lawinen aus, bei denen mindestens zehn Menschen ums Leben kamen. Teile des Basislagers am höchsten Berg der Welt wurden verschüttet. Dort sollen sich den Behörden zufolge 1000 Menschen aufgehalten haben, darunter 400 Ausländer.

Das verarmte Nepal hat 28 Millionen Einwohner und ist etwa doppelt so groß wie Bayern. „Fast das ganze Land ist betroffen“, sagte ein Sprecher der nepalesischen Botschaft in Neu-Delhi. Die Behörden sprachen von 758 Toten in Nepal, 34 in Indien und einen in Bangladesch. Bei einem Beben der Stärke 8,3 waren 1934 in Nepal mehr als 8500 Menschen ums Leben gekommen.

Bewohner bilden Menschenketten

Die Rettungsarbeiten in Kathmandu wurden durch einen Zusammenbruch der Kommunikationsleitungen behindert. Bewohner bildeten Menschenketten, um für die Hilfsfahrzeuge die Trümmer von den Straßen zu räumen. Einem Polizisten zufolge wurden bis zu 200 Menschen verschüttet, als der historische Dharara-Turm zusammenstürzte. Eine indische Touristin berichtete der Nachrichtenagentur Reuters per Telefon, wie sie dabei geholfen habe, Verletzte zu den Krankenwagen zu bringen und die Toten für den Abtransport zu bergen. „Wir sind gezwungen, die Leichen übereinanderzustapeln, damit sie hineinpassen“, sagte sie.

300.000 Touristen in Nepal

Schätzungsweise 300.000 Touristen halten sich zurzeit in Nepal auf, wo im Frühjahr die Wander- und Klettersaison begonnen hat. Ein Sprecher des Fremdenverkehrsbüros in Kathmandu erklärte, am Basislager des Mount Everests seien Krankenlager eingerichtet worden. Andere Teile des Lagers wurden den Angaben zufolge durch eine Lawine zerstört. Bergsteiger berichteten über Twitter, sie seien während des Bebens aus ihren Zelten gestürmt und um ihr Leben gerannt. Kollegen seien eingeschlossen worden. „Bitte betet für alle“, schrieb einer.