Hamburg. Jetzt werden im A330 auch neun Sessel statt acht pro Reihe eingebaut. Airlines können künftig fünf Klassen anbieten
Der Trend ist nicht zu übersehen: In Jets von Airbus und Boeing passen immer mehr Passagiere – ohne dass die Flugzeuge länger oder breiter würden. So kann der Langstreckenjet A330 künftig auf Wunsch mit neun Sitzen pro Reihe bestellt werden anstatt wie bisher mit maximal acht Plätzen nebeneinander, wie Airbus-Marketingchef Chris Emerson sagte.
Die Tendenz zu dichterer Bestuhlung wird auch den Besuchern auf der weltgrößten Flugzeugkabinenmesse Aircraft Interiors Expo, die in der kommenden Woche in Hamburg stattfindet, vor Augen geführt: Dort wird ein Kabinenquerschnitt eines A380-Megajets mit elf Sitzen pro Reihe für die Economyclass im unteren Deck vorgestellt – bisher sind dort zehn Plätze üblich. In diesem Zusammenhang hat der europäische Hersteller vor wenigen Wochen die Standardkapazität des doppelstöckigen Fliegers von 525 auf 544 Passagierplätze angehoben.
„Der weltweite Luftverkehr verdoppelt sich alle 15 Jahre, und es sind die Passagiere der Economyclass, die dieses Wachstum treiben“, sagte Airbus-Sprecher Stefan Schaffrath. Sie stellten 90 Prozent des gesamten Fluggastaufkommens. Vor diesem Hintergrund komme das Unternehmen dem Wunsch von Fluggesellschaften vor allem aus Asien nach, Jets mit unterschiedlichen Komfortstufen in der Economyclass anzubieten. So gebe es auch ein Interesse dafür, den gerade neu entwickelten A330-Nachfolger A350 mit zehn Plätzen pro Reihe anstatt der bisher vorgesehenen neun Sitze auszustatten, hieß es.
„Es fliegen immer mehr Menschen, die zuvor nie mit dem Flugzeug gereist sind“, sagte der Hamburger Luftfahrtexperte Cord Schellenberg, „und ihnen ist ein günstigerer Ticketpreis wichtiger als ein etwas breiterer Sitz.“ Im A330 bedeutet die von Airbus angebotene Option, dass die Sitzbreite von 46,0 auf 42,4 Zentimeter schrumpft.
Es gebe jedoch noch einen weiteren Grund für die neue Variante, so Schellenberg: „Eine wachsende Zahl von Airlines führt eine Premium-Economyclass ein, aber dabei geht ein Teil der klassischen Economy-Plätze verloren.“ Durch mehr Sitze pro Reihe dort könne dies ausgeglichen werden. Ohnehin gehe der Trend hin zu einer Aufsplittung der Kabine in weitere unterschiedliche Komfortstufen, sagte Schaffrath. Theoretisch könne es in Airbus-Jets nun fünf Klassen geben.
Beim Konkurrenten Boeing ist die gleiche Tendenz erkennbar: Waren im Langstreckentyp 777 lange Zeit neun Sitze pro Reihe üblich, wurden zuletzt schon mehr als 60 Prozent der Maschinen mit Zehnerbestuhlung gebaut.
Auch in Kurz- und Mittelstreckenjets von Airbus möchten die Airlines mehr Plätze anbieten. So können im A321 auf zusätzlichen Sitzreihen nun 240 statt bisher 220 Passagiere untergebracht werden – laut Airbus durch dünnere Sitzlehnen und ausgefeiltere Raumnutzung ohne Komforteinbußen.