Die neue Hello Barbie hört mit, was die lieben Kleinen im Kinderzimmer erzählen – und berichtet weiter an Hersteller Mattel.

Man kann nicht behaupten, dass Barbie in der Öffentlichkeit den allerbesten Ruf genießt: Frauenrechtlerinnen verstanden die Modepuppe im Maßstab 1:6 als blondes Gift für die Emanzipation. Andere erregten sich mehr oder minder über Barbies wirklichkeitsfremde Maße von 99-46-84. Mediziner sahen in dem dürren Püppchen ein Magersucht-Model(l). Und die Saudis wiederum halten Barbie für eine amerikanische Lotter-Lotta und verboten sie 2003 kurzerhand. Arabische Mädchen spielen jetzt mit der züchtigen Alternative Fulla. Sie trägt lange Röcke, dazu langärmelige Blusen, als Accessoire gibt es einen rosa Gebetsteppich und natürlich das obligatorische Kopftuch.

Die neueste Barbie-Version, die im Herbst auf den Markt kommt, könnte ein Fall für das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe werden. Und das liegt nicht am Kopftuch. Denn der Puppen-Hersteller Mattel arbeitet weiter daran, die schöne neue Welt im Kinderzimmer zu verwirklichen. Die neue „Hello Barbie“ ist eine ganz besondere Puppe: Sie spricht nicht nur mit den Kindern, sie zeichnet auch die Gespräche auf und reagiert später auf das Gesagte. Was das Kind seiner Puppe erzählt, landet in Echtzeit bei den Eltern – und praktischerweise per WLAN auch bei der Firma Toytalk. „Hello Barbie“ entpuppt sich als Big Brothers kleine Schwester.

Ein Druck auf die Gürtelschnalle, und das Private wird politisch: Werden Jugendämter bald „Hello Barbie“ als IM in die Kinderzimmer schleusen? Spionieren Eltern und Geschwister fortan die lieben Kleinen aus? Und was bezweckt die Firma Toytalk eigentlich mit den Daten? Angeblich geht es um die Verbesserung der hauseigenen Spracherkennungssoftware.

Hm. Man muss kein Datenschützer, hauptamtlicher Verschwörungstheoretiker oder Ehrenmitglied der Linken sein, um hier leise Zweifel zu bekommen. „Hello Barbie“ ist blondes Lauschgift und gehört auf den Friedhof der Kuscheltiere. Und die Eltern könnten mal etwas anderes als Puppen wagen: mit ihren Kinder reden!