Hamburg.

Die Neuvermietung von Wohnungen wird sich in den nächsten Monaten grundlegend verändern. Die meisten Mieter in Hamburg müssen keine Courtage mehr für die Vermittlung eines neuen Quartiers bezahlen und profitierten in gefragten Lagen von der Mietpreisbremse. „Beide Maßnahmen zusammen werden die Wohnungssuchenden in der Hansestadt um jährlich 55 Millionen Euro entlasten“, sagte Siegmund Chychla vom Mieterverein zu Hamburg dem Abendblatt. Allein die gesparte Courtage beläuft sich nach konservativen Schätzungen des Mietervereins auf 30 Millionen Euro pro Jahr.

Im Gegenzug fürchten Hamburgs Makler massive Einbußen, wenn sie von Mietern nicht mehr wie gewohnt 2,38 Nettokaltmieten für eine Vermittlung kassieren können. „Das wird in der Branche auch Arbeitsplätze kosten“, sagt Axel E. Kloth, Vorsitzender des Verbandes IVD Nord. Gleichzeitig malt die Branche ein Schreckensszenario. Danach drohen verstärkt Massenbesichtigungen, ein Kündigungsverbot für den Mieter in den ersten Jahren und noch mehr Suchende auf dem Markt als bisher, weil es die Mieter nichts mehr kostet.

Das neue Mietrecht könnte bereits am 1. Juni in Kraft treten. Die Mietpreisbremse sieht vor, dass bei einem Mieterwechsel in Ballungsräumen wie Hamburg die neue Miete maximal zehn Prozent über dem ortsüblichen Niveau liegen darf. Welche Gebiete in Hamburg davon profitieren, ist noch offen. Der Grundeigentümerverband hat dem neuen Senat am Freitag damit gedroht, aus dem „Bündnis für Wohnen“, in dem sich die Immobilienwirtschaft zum Bau von jährlich 6000 Wohnungen verpflichtet hat, auszusteigen, sollte die Mietpreisbremse künftig für alle Bezirke gelten. „Wenn die Stadt anfängt, Neugraben und Billstedt mit Eimsbüttel und der Schanze gleich zu setzen, dann ist das ein systematischer Fehler“, sagte der Vorsitzende Heinrich Stüven. Die Fraktionen von SPD und Grünen hatten 2014 in der Bürgerschaft gefordert, die Mietpreisbremse in ganz Hamburg einzuführen.

Für die Vermittlung einer Wohnung oder eines Hauses müssen künftig nach dem sogenannten Bestellerprinzip die Eigentümer zahlen. Denn sie sind es, die den Makler beauftragen. Nur wenn ein Makler im Auftrag eines Mieters nach einer bestimmten Immobilie sucht und ein Objekt findet, das vorher noch nicht in seinem Bestand war, muss der Mieter die Courtage bezahlen. „Das ist eine völlig unpraktikable Regelung, die dazu führt, dass Makler von Mietern gar keine Aufträge mehr annehmen werden“, sagt Kloth.

Die Makler fürchten, dass die Vermieter die Preise für die Vermittlung von Wohnungen drücken werden oder die Aufgabe gleich selbst übernehmen. Letzteres plant nach einer Umfrage eines Vermittlungsportals jeder zweite Immobilienbesitzer. „Nach einer Übergangsphase werden Vermieter aber wieder stärker die Dienste von Maklern beanspruchen“, erwartet Lars Seidel, Geschäftsführer von Grossmann & Berger. Die Branche setzt darauf, dass die Vermieter Fehler machen. „Einen Mietvertrag rechtssicher aufzusetzen ist nicht einfach“, sagt Jan Gladigau von Gladigau Immobilien. Ein falsches Wort im Vertrag, und der Mieter muss nicht renovieren.

Seite 31 Hamburgs Makler fürchten Einbußen