Bei der Hamburger Aktion „Heute ein Engel“ verteilen Freiwillige an Heiligabend Geschenke an Obdachlose. Mittlerweile findet sich die Idee auch in anderen deutschen Städten wieder.

Hamburg. Nächstenliebe ist in Hamburg ein Wachstumsmarkt: Seit Jahren findet in der Hansestadt die Aktion „Heute ein Engel“ statt, bei der ganz normale Menschen Weihnachtspakete schnüren und sie an Obdachlose verteilen. Im vergangenen Jahr wollten sich 100 Hamburger beteiligen, in diesem Jahr waren schon mehr als 180. Und der Funke ist auch schon nach Düsseldorf, Frankfurt und Hameln übergesprungen.

„Mein Ziel ist es, dass es irgendwann selbstverständlich ist, Weihnachten in die Stadt zu gehen, um Menschen zu beschenken, denen es nicht so gut geht wie uns“, schreibt die Initiatorin der Hilfsaktion, Manuela Walther. “Die nicht, wie wir, am Heiligen Abend mit der Familie, bei Kerzenlicht, Weihnachtsbaum und gutem Essen zusammen sitzen.“

Die Pakete konnten mit allem befüllt werden, was gefällt - oder nützlich für die Obdachlosen ist: Neben Weihnachtsschokolade sind Feuerzeuge, Duschgel, Rasierer, Schals und Mützen, Handcreme oder Kartoffelsalat mit Würstchen beliebte Inhalte. Aber nicht nur Menschen, die auf der Straße leben, werden bedacht. Da die Zahl der Flüchtlinge so gestiegen ist, erhalten auch sie Hilfe. Manuela Walther hat von einem Freund aus Cuxhaven Winterkleidung geschickt bekommen. Winterjacken - und Pullover gehen an Obdachlose, die Winterkleidung für Kinder bekommen Flüchtlingsfamilien.

Um 11 Uhr ging es am Hauptbahnhof los. Knapp 40 „Engel“ zogen trotz des strömenden Regens durch die Spitalerstraße und Mönckebergstraße bis zum Höfbräuhaus, wo eine Charity-Veranstaltung mit Weihnachtsessen für Obdachlose stattfand. „Es war der Wahnsinn“, sagt Manuela Walther. Viele Bedürftige hatten bereits gewartet und stürmten raus als sie die „Engel“ sahen. „Viele kannten und schon und haben auf uns gewartet“, sagt die 47-Jährige. Der Bedarf war so groß, dass die Geschenke nicht für alle ausreichten.

Idee zu der Aktion entstand bereits vor sechs Jahren


„Bis zu 150 Pakete wurden von der Gruppe in der Innenstadt verteilt. Aber auch an der Alster, in Altona, auf St. Pauli, im Schanzenviertel und anderen Stadtteilen beschenkten Hamburger bedürftige Menschen. „Die Resonanz im letzten Jahr war überwältigend“, sagt die Manuela Walther. Sie wurde schon ab dem September angeschrieben, ob die Aktion "Heute ein Engel" auch in diesem Jahr stattfinden würde. Mehrere Teilnehmer haben auch nicht nur ein Paket verpackt, sondern gleich zehn oder mehr.

Die Idee zu der Aktion entstand bereits vor sechs Jahren. Manuela Walther verpasste eine Sammelaktion für Obdachlose und Waisenkinder in ihrer Firma. Also suchte sie sich einen anderen Weg, um zu helfen. „Ich bin dann direkt am 24. Dezember mit meiner Tochter in die Stadt gefahren und habe unser Paket einem schlafenden Obdachlosen hingelegt. Im Jahr darauf habe ich das mit einem Freund wiederholt – dieses Mal an einen wachen Obdachlosen.“ Im dritten Jahr dann stellte sie die Veranstaltung „Heute ein Engel“ öffentlich bei Facebook ein und es beteiligten sich bereits 80 Personen. Die meisten Engel kennen sich untereinander gar nicht und kommen nur für die Aktion an Heilig Abend zusammen.

Manuela Walther ist überwältigt von dem Engagement der Teilnehmer. „Es ist so schön, die freudigen Gesichter zu sehen, die sich über ihre Geschenke freuen“, schreibt sie auf der Facebook-Seite der Aktion. Als besonders positiv empfindet sie, dass manche Obdachlose diese Aktion schon kennen und schätzen.

Für das nächste Jahr gibt es bereits Pläne für eine Zusammenarbeit mit dem Hofbräuhaus. Nach dem Verteilen von Paketen auf den Straßen, soll eine Bescherung direkt im Hofbräuhaus stattfinden. Für noch mehr glückliche Gesichter. Vielleicht sieht der Flur von Manuela Walther dann auch nicht mehr aus wie ein Paketamt.

Die Aktion „Heute ein Engel“ bei Facebook