Ein Kommentar von Alexander Josefowicz
Dass Journalisten andere Journalisten interviewen, gehört zum medialen Tagesgeschäft. Auch gegen eine Undercover-Recherche ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Manchmal kommen Reporter nur auf diesem Weg an Informationen. Wenn aber ein inkognito recherchierender Journalist sich von Kollegen nicht nur interviewen lässt, sondern darüber hinaus zumindest latent ausländerfeindliche Parolen von sich gibt, wohl um seine „Tarnung“ als Pegida-Aktivist nicht zu gefährden; und wenn dieser Reporter es danach nicht für notwendig hält, seine Kollegen über seine Identität und Intention zu informieren, bevor dieses einseitig fingierte Interview gesendet wird, ist das ziemlich katastrophal.
Denn der RTL-Reporter, der am vergangenen Montag in Dresden ins Mikrofon der ARD von einem Deutschland fabulierte, in dem man bald nicht mehr wisse, ob es noch deutsch sei, hat mit seiner an Dämlichkeit kaum zu überbietenden Aktion Wasser auf die Mühlen derjenigen gegossen, die von einer gleichgeschalteten „Lügenpresse“ schwadronieren. Einer Presse, der man nicht trauen dürfe, weil sie die Tatsachen ohnehin verdrehe. Schon wird von einschlägigen Verschwörungstheoretikern gemutmaßt, es handele sich in Wirklichkeit um eine konzertierte Aktion, mit der die Pegida in Misskredit gebracht werden soll.