Sibiu (deutsch Hermannstadt, ungarisch Nagyszeben) ist eine Stadt im Süden von Siebenbürgen in Rumänien. 2007 war sie Kulturhauptstadt Europas. Die nahe den Südkarpaten gelegene Kreisstadt wurde 1150 unter der ungarischen Krone von deutschen Siedlern gegründet. Hermannstadt entwickelte sich schnell zu einer wichtigen Handelsmetropole und wurde zum politischen Zentrum der sogenannten Siebenbürger Sachsen. 1543 wurde in der Stadt die Reformation eingeführt.
1918, als auch Hermannstadt aus der untergegangenen Habsburger Doppelmonarchie Österreich-Ungarn dem neuen Staat Rumänien zugeschlagen wurde, war noch eine Mehrheit der Bürger deutsch. Die Abkehr Rumäniens von Nazi-Deutschland 1944 brachte die deutsche Bevölkerung endgültig ins politische Abseits. Unter kommunistischer Diktatur setzte ein kontinuierlicher Wegzug in die Bundesrepublik Deutschland ein, in Wellen verstärkt nach 1970 und vor allem nach dem Fall des Eisernen Vorhangs Ende 1989.
Von den rund 170.000 Einwohnern Sibius sind heute nur noch etwa ein Prozent Deutsche. Dennoch wird die Stadt seit 2000 von Klaus Johannis regiert, dem ersten Deutschen in einer rumänischen Großstadt nach 70 Jahren; er wurde am Sonntag im zweiten Wahlgang zum Staatspräsidenten Rumäniens gewählt. Auch im Stadtrat stellen die Deutschen eine Mehrheit. Durch starke Investitionen ausländischer Unternehmen ist die Arbeitslosenquote in der Stadt sehr gering.
Konfessionell bekannten sich zuletzt 92 Prozent der Bewohner zur rumänisch-orthodoxen Kirche sowie je zwischen ein bis zwei Prozent zur römisch-katholischen, zur evangelisch-lutherischen, zur griechisch-katholischen und zur reformierten Kirche. Freikirchen haben in den vergangenen Jahren starken Zulauf. In Sibiu fand 2007 auch eine große Kirchenkonferenz, die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung (EÖV3), mit rund 2.000 Delegierten europäischer Kirchen statt.