Das Ebola-Virus hat New York erreicht: Nach seinem Freiwilligeneinsatz in Guinea ist ein 33 Jahre alter US-Mediziner in einem Krankenhaus unter Quarantäne gestellt worden. Auch in Mali wurde ein Fall gemeldet.
New York/Genf. Ebola weitet sich aus: Es ist soweit - das von den amerikanischen Medien oft genug an die Wand gemalte Horrorszenario ist eingetreten. Trotz aller Schutzmaßnahmen ist das Ebola-Virus auf dem Vormarsch: Das westafrikanische Bürgerkriegsland Mali meldete einen ersten Fall, in New York wurde bei einem aus Guinea kommenden Arzt die Krankheit diagnostiziert. Möglicherweise hat Ebola auch den Nahen Osten erreicht. Im Libanon wurde ein aus Westafrika eingereister Mann mit Symptomen unter Quarantäne gestellt. Das Virus ist weltweit bislang für fast 10 000 Infizierte und beinahe 5000 Tote verantwortlich.
Malis Gesundheitsminister Ousmane Kone gab am Donnerstagabend (Ortszeit) im Staatsfernsehen bekannt, dass sich ein zwei Jahre altes Mädchen angesteckt habe, das aus dem Nachbarland Guinea nach Mali gekommen sei. Das Mädchen sei in ein Krankenhaus in der Stadt Kayes gebracht worden, wo ein Test das Virus nachgewiesen habe, sagte Kone. „Das kranke Mädchen und die Menschen, die mit ihr in Kontakt gestanden hatten, wurden unmittelbar identifiziert und versorgt.“
Der Fall in Mali stellt einen großen Rückschlag im Bemühen dar, Herr über die seit Monaten in Westafrika grassierende Epidemie zu werden. Mali ist das sechste Land in Westafrika, das von Ebola heimgesucht wird. Experten hatten Mali lange Zeit als besonders gefährdet angesehen, weil es sowohl an Guinea als auch an den Senegal grenzt. Guinea, Liberia und Sierra Leone sind mit Abstand am stärksten von der Epidemie betroffen. Auch in Nigeria und dem Senegal hatte es Fälle gegeben. Beide Länder gelten mittlerweile jedoch wieder als Ebola-frei.
Im Libanon wurde ein aus Westafrika eingereister Mann mit Symptomen der Krankheit unter Quarantäne gestellt, wie der libanesische Gesundheitsminister Wael Abu Faur mitteilte. Er werde jetzt auf der Spezialstation einer Klinik in Beirut behandelt, sagte Faur.
Auch New York meldete seinen ersten Ebola-Fall. Der 33-jährige Mediziner Craig Spencer wurde nach seiner Rückkehr aus Westafrika in einem Krankenhaus in Manhattan positiv getestet. Ein weiterer Test der US-Seuchenkontrollbehörde CDC soll die Ergebnisse des Bellevue Hospitals in Manhattan nun bestätigen.
Bürgermeister Bill de Blasio und Gouverneur Andrew Cuomo riefen die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren, auch wenn der Arzt sich in der Öffentlichkeit bewegt habe. US-Präsident Barack Obama bot de Blasio und Cuomo staatliche Unterstützung an. Er bat beide, engen Kontakt zu seinem Ebola-Beauftragten Ron Klain und Beamten in Washington zu halten, die für die öffentliche Gesundheit zuständig sind.
Der 33-jährige Mediziner hatte im Auftrag der Organisation Ärzte ohne Grenzen Ebola-Patienten in Guinea behandelt. Er war am 16. Oktober zurückgekehrt und am Donnerstag mit verdächtigen Symptomen in die Klinik gebracht worden, die über eine isolierte Spezialstation für solche Fälle verfügt.
Die Wohnung des Mediziners im Stadtteil Harlem wurde abgesperrt. Ermittler versuchen nun, alle Menschen zu identifizieren, die kürzlich Kontakt mit dem Arzt gehabt haben. Seine Verlobte zeigte nach Behördenangaben zunächst keine Symptome, wurde aber zur Sicherheit unter Quarantäne gestellt. Stadtsprechern zufolge hatte Spencer in der vergangenen Woche die U-Bahn genutzt und ein Taxi zu einer Bowlingbahn in Brooklyn genommen, bevor er sich krank fühlte.
De Blasio sagte, der Patient befinde sich in einem guten Zustand und helfe selbst bei der Behandlung. „Wir haben hier einen Patienten, der sehr kommunikativ und präzise ist.“ Das US-Krankenhaus, in dem Spencer vor seinem Einsatz in Westafrika auf der Notaufnahme gearbeitet hatte, erklärte, dass er seit seiner Rückkehr aus Guinea nicht in der Klinik gewesen sei.