Zum Ukraine-Konflikt

Wladimir Putin am „Tag des Sieges“ auf der Krim, das ist in russischen und auch in manchen deutschen Augen wie Charles de Gaulle am 8.-Mai-Gedenktag im befreiten Straßburg. ... Wer aus Angst applaudiert, wenn ein Politiker das Völkerrecht bricht, wird nicht glücklich werden. Devoter Applaus für den Stärkeren hilft niemandem. Am allerwenigsten dem Frieden.

DIE WELT

Während die Deutschen dem Regisseur im Kreml in einer seltsamen Mischung aus Kriegsangst und Verständnis gebannt zuschauen, fragen sich die westlichen Regierungen, welches Schlusskapitel Putins Drehbuch für das Ukraine-Drama vorsehen mag. Das Referendum droht das Land ins Chaos zu stürzen und zu einer unheilbaren Wunde für Europa und Russland zu machen. Kann das in Moskaus Interesse sein? An Putins Umgang mit dem Votum wird sich zeigen, ob er „nur“ ein eiskalter Kosten-Nutzen-Rechner ist – oder ein größenwahnsinniger Imperialist.

MÜNCHNER MERKUR

Putin hat in Russland Zustimmungswerte, von denen andere Staatsmänner nur träumen können. Dennoch stellt sich die Frage, inwieweit er bereits ein Getriebener ist. Geht es ihm nicht darum, durch martialisches Auftreten die Nationalisten im eigenen Land zu besänftigen? Putin reagiert auch deshalb in Sachen Ukraine so heftig, weil er Ansteckungsgefahr für sein Land fürchtet. Die Reaktionen der Separatisten in der Ostukraine auf seinen Vorschlag, das Referendum zu verschieben, zeigen, dass sein Einfluss nicht endlos währt.

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