Die Bundeskanzlerin kündigte höhere Beiträge zur Pflegeversicherung an. Mit Homosexuellen hat sie offenbar Schwierigkeiten.
Mönchengladbach. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich gegen ein volles Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare ausgesprochen. „Ich sage Ihnen ganz ehrlich, dass ich mich schwer tue mit der völligen Gleichstellung“, sagte Merkel in der „Wahlarena“ der ARD. „Ich bin unsicher, was das Kindeswohl anlangt“, fügte sie zur Begründung hinzu.
Die Kanzlerin, der diese Antwort auf eine Zuschauerfrage sichtlich schwer fiel, räumte ein, dass ihre Haltung „manch einem veraltet daherkommen“ werde und fügte hinzu: „Das muss ich jetzt einfach aushalten.“
Die Kanzlerin räumte in der Sendung indirekt ein, dass eine Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften beim Adoptionsrecht womöglich durch die Rechtssprechung vorgeschrieben werden könnte. „Ich persönlich werde jedenfalls nicht selber einen Gesetzentwurf einbringen für die komplette Gleichstellung für die Adoption“, sagte die CDU-Chefin.
Die schwarz-gelbe Bundesregierung war zuletzt mehrfach durch das Bundesverfassungsgericht zur weiteren Gleichstellung von Homo-Paaren gezwungen worden.
Merkel bekräftigte in der Sendung zudem, dass die Beiträge für die Pflegeversicherung „schrittweise“ angehoben werden müssten. Die Pflegeversicherung brauche mehr Geld, damit eine wachsende Zahl von Pflegebedürftigen besser versorgt werden könne.
Die Kanzlerin zeigte sich außerdem offen dafür, die gesetzlichen Bedingungen für Leiharbeit zu verschärfen, um Missbrauch zu vermeiden. Sie sei gewillt, sich die Formulierungen zur Verleihdauer „anzugucken“, sagte sie als Reaktion auf einen Fall einer zehnjährigen Leiharbeit.
Mehrere Wähler, die live bei „Wahlkampfarena“ dabei waren, haben sich positiv überrascht über die Ausstrahlung von Bundeskanzlerin Merkel geäußert. Die Befragten sagten aber, der Auftritt der CDU-Politikerin werde ihre Wahlentscheidung nicht beeinflussen.
„Frau Merkel ist durchaus menschlich. Sie wirkt sonst immer so distanziert“, sagte etwa Kathrin Kirschning aus Düsseldorf. Aber trotzdem werde das keinen Einfluss auf ihre Wahlentscheidung haben. Ganz ähnlich sah das auch Sigrid Wollgarten aus Korschenbroich bei Neuss: „Die Bundeskanzlerin war sympathischer als erwartet. Sie hat Humor.“ Aber das werde nichts an ihrer Wahlentscheidung ändern.
„Die Antworten waren nicht konkret genug“, kritisierte Manfred Lehmann aus Hattingen, war aber „angenehm überrascht“ vom Menschen Merkel: „Sie kam sehr natürlich rüber. Toll war sie vor allem, als die Kameras aus waren.“ Auch wenn Merkels Antworten „inhaltslos“ gewesen seien, der Mensch Merkel habe ihn mehr angesprochen als erwartet, sagte Christian Bernheine aus Köln.
Die Sendung habe ihm nicht bei seiner Wahlentscheidung geholfen, sagte der 31-jährige Sören Dahm. Er sei weiterhin nicht entschieden, wem er seine Stimme geben werde.
In der 75-minütigen Sendung, die von den Chefredakteuren von WDR und NDR, Jörg Schönenborn und Andreas Cichowicz, live aus dem Kunstwerk Mönchengladbach moderiert wurde, konnten 150 Wähler die Kanzlerin direkt befragen. Die Themenpalette reichte von der Frauenquote über die Pflege bis zur NSA-Geheimdienstaffäre und der Gleichberechtigung von Homosexuellen. SPD-Spitzenmann Peer Steinbrück ist am Mittwoch zu Gast.