Politiker, Lehrer, Schüler und Anwohner wollen für den Erhalt der Katholischen Schule Neugraben kämpfen
Neugraben . Seit der Katholische Schulverband am vergangenen Freitag bekannt gegeben hat, dass er seinen Standort Neugraben abwickeln wird, ist der Stadtteil in Aufruhr. So erreichte das Abendblatt auch ein Brief des Familienpolitischen Sprechers der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Christoph de Vries. "Dieses Vorhaben macht mich betroffen", schreibt de Vries: "Ich hoffe, dass der Protest, der sich gerade an der Schule und im Stadtteil formiert, noch zu einem Umdenken führt."
Dass es bei der Weiterentwicklung der Schullandschaft immer wieder zu Neugründungen, Erweiterungen und Schließungen von Standorten komme, sei klar. Ausschlaggebend müsse doch aber immer die Akzeptanz einer Schule sein. Gerade in dieser Hinsicht habe die KSN mit ihren mehr als 700 Schülern aber gar keine Probleme, eine Mehrzügigkeit quer durch alle Altersstufen sei stets gesichert. "Die Schule erhält also großen Zulauf und ist damit in ihrem Einzugsgebiet offenkundig sehr anerkannt und beliebt. Andere katholische Schulstandorte sind im Vergleich dazu deutlich kleiner", schreibt de Vries.
Hinzu komme, dass die Schülerschaft zu einem hohen Anteil aus sozial belasteten Elternhäusern stamme. Dass der Katholische Schulverband diese Tatsache offenbar ignoriere, sei unverständlich. Auch vor dem Hintergrund, dass der neu gewählte Papst Franziskus kürzlich erst wieder klar artikuliert habe, er wünsche sich "una Chiesa povera per i poveri", eine arme Kirche für die Armen. So gesehen müssten sich die Entscheidungsträger im Erzbistum Hamburg fragen lassen, ob die geplante Schulschließung in Neugraben in Einklang mit dieser Botschaft steht.
"Kinder aus Neugraben, Fischbek und Hausbruch, werden wegen der großen Entfernung bei einer Schließung keine Möglichkeit mehr haben, eine katholische Schule zu besuchen. Überdies fürchte ich, dass die katholische Kirche in Hamburg durch diese Entscheidung mangels Legitimität einen Ansehensverlust erleiden wird und sich gerade südlich der Elbe viele Katholiken von ihrer Kirche abwenden werden", so der gläubige Katholik de Vries.
Unterdessen erfährt die KSN auch viel direkten Zuspruch über das Gästebuch auf ihrer schuleigenen Homepage www.ksn-hh.de. Innerhalb von vier Tagen gab es bereits 34 Einträge. "Die KSN war neben meinem Elternhaus der einzige ,Ort', der gewisse Werte und Moralvorstellungen vermittelt hat. Es war ein Ort, an dem wir uns immer wohl gefühlt haben und behütet. Diese Fürsorge und dieses Engagement gab es nicht auf dem Gymnasium, nicht auf der Uni und vor allem nicht im Berufsleben", schrieb ein ehemaliger Schüler.
Neben aktiven und früheren Schülern äußern sich auch deren Eltern, Anwohner und Lehrer. "Das ist ein rücksichtloses Verhalten gegen die motivierten Kollegen, die seit Jahren mit Herzblut an ,ihrer Schule' für das Wohl der Schüler arbeiten", schreibt Silvia Gatzemeier, die durch ihre drei Kinder seit fast 30 Jahre mit der Bildungseinrichtung verbunden ist.
Für Waldemar Idt, einen weiteren ehemaligen Schüler, widerspricht die Schließung jeder Logik. "Was bringen uns die Kirchen-Paläste in Rom und in Hamburg, wenn das essentielle Bedürfnis nach Bildung und Religionszugehörigkeit durch die Schließung der KSN nicht erfüllt werden kann?", fragt Idt. Für den ehemaligen Lehrer Werner Schäfers ist die Entscheidung einfach nur "erschütternd, unfassbar, kurzsichtig und unerträglich arrogant".
Dr. Reiner Schmitz gibt zu bedenken: "Eine lebendige, gut besuchte und leistungsfähige Schule wegen eines Sanierungsstaus des Schulgebäudes zu schließen, ist nach meiner Kenntnis bisher in Hamburg und auch anderswo noch von niemanden gewagt worden."
Dass der Grundschulzweig nach der Verlagerung an den Standort Falkenbek nur als einzügige "Schule unterm Kirchturm" fortgeführt werden soll, ist für Ute Bungartz nicht mehr als ein "Feigenblatt", um den kompletten Rückzug der Kirche aus diesem Stadtteil zu verbergen. "Die Kirche macht sich unglaubwürdig, wenn sie einem großen, aber zum Teil schwierigen Stadtteil ihr Bildungsangebot weitgehend entzieht", so die Lehrerin.