Hamburg. Die deutsche U-17-Nationalmannschaft zeigt bei ihrem WM-Triumph die Attribute, die der A-Nationalmannschaft fehlen.
Keine zwei Wochen ist es her, dass ein Facebook-Eintrag der DFB-Junioren für eine Welle rassistischer Kommentare sorgte. Die deutsche U-17-Nationalmannschaft war soeben in das Viertelfinale der Weltmeisterschaft in Indonesien eingezogen, doch angesichts eines Fotos von vier jubelnden deutschen Spielern mit Migrationshintergrund fragten sich nicht wenige Facebook-User, was denn bloß aus dem deutschen Fußball geworden sei? Die Antwort zehn Tage später: Weltmeister!
Sie heißen Eric da Silva Moreira, Bilal Yalcinkaya, Fayssal Harchaoui oder David Odogu und haben Deutschland am Sonnabend nach dem EM-Titel nun auch zum WM-Triumph geführt und viele Deutsche wieder stolz gemacht auf eine Nationalmannschaft. Sie haben das bei Siegen gegen Spanien, Argentinien und Frankreich geschafft mit Tugenden, die DFB-Sportdirektor Rudi Völler in der A-Nationalelf vermisst. Völler sagte: „Sie haben gekämpft bis zum Umfallen.“ Zugleich haben sie rechte Hetzer verstummen lassen.
Ein gesamtgesellschaftliches Signal
Der Sieg der deutschen U 17 mit vielen Spielern unterschiedlicher Herkünfte ist ein fußballerisches, aber vor allem auch gesamtgesellschaftliches Signal, das der gespaltenen deutschen Nation Hoffnung macht sieben Monate vor der Heim-EM, von der sich Turnierdirektor Philipp Lahm wünscht, dass sie in Deutschland wieder ein Wir-Gefühl erzeugt.
Wie Kai Havertz, Joshua Kimmich oder Florian Wirtz das gelingen kann, haben Paris Brunner, Noah Darvich oder Almugera Kabar bei der WM vorgemacht: Mit Leidenschaft, Identifikation und Teamgeist. Bundestrainer Julian Nagelsmann sollte bei U-17-Coach Christian Wück gelernt haben, dass diese Attribute im Fußball noch immer am wichtigsten sind.