Ja, Hamburg wird Charles III. feiern. Aber nur acht Prozent der Deutschen wünschen sich eine Monarchie.
Und jetzt alle: „Das alles und noch viel meeeeeehr – würd ich machen, wenn ich König von Deutschland wär!“ Alles klar? Rio Reiser lässt grüßen, und wir alle können in Gedanken mitsingen. König von Deutschland, warum eigentlich nicht? Na, weil wir halt ein Parlamentarischer Bundesstaat sind und der Adel seit 1919 seine Standesvorrechte verloren hat.
Und doch. Wir haben uns einen „König von Mallorca“ erkoren, wir hatten „Könige von St. Pauli“, die angeblich ein ganzes Rotlichtviertel beherrschten. Die aktuelle Superheldin aller kleinen Mädchen ist
Elsa, die Eiskönigin. „König Boris“ spielt nicht etwa Tennis, sondern schmiert „Fettes Brot“. Fast jede Gemeinde ermittelt ihren Schützenkönig. Es ist ein inflationäres Vorkommen gekrönter Häupter. Da ist es gut, dass es nur einen aktuellen „Kaiser“ gibt – Weltmeister 1974 und 1990. Möge es ihm noch lange gut gehen.
Der Besuch von Charles III. bringt Glamour – und mehr nichts
Der Wunsch nach etwas Glamour ist offenbar vorhanden. Der Besuch von Charles III., König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland, in unserer Stadt am 31. März, wird für Aufsehen sorgen. Aber dann darf er gern wieder abreisen auf seine Insel und in die Klatschspalten.
Denn in Wirklichkeit fänden es nach einer Forsa-Umfrage nur durchschnittlich acht Prozent der Bürger gut, wenn es in Deutschland statt des Bundespräsidenten (oder einer Präsidentin) einen König oder eine Königin als repräsentatives Staatsoberhaupt gäbe. Das ist auch gut so. Die rechte Reichsbürgerszene, deren Putschpläne Anfang Dezember 2022 aufflogen, wollte dagegen Heinrich XIII., Prinz Reuß, als neuen König installieren. Der wartet nun im Knast auf seinen Prozess und kann seinen Wirrkopf ordnen. Könige wollen wir hierzulande nämlich nur noch in Fantasie und Märchen.