Der Name „Toast Hawaii“ erinnert angeblich an die koloniale Ausbeutung durch weiße Siedler.

Eine Scheibe Toast, nicht zu braun, darauf gekochter Hinterschinken (es muss nicht der beste sein), belegt mit zwei Scheiben Ananas (Fruchtringe mit dem Loch in der Mitte) und alles abgedeckt mit einigen quadratischen Sandwich-Scheiben – dann das Ganze in der Mikrowelle auf den Drehteller stellen und bei 1000 Watt 100 Sekunden erhitzen. Der Käse verläuft über der Ananas, der Schinken wird angenehm warm, fertig ist das Schnellgericht.

Ich habe es früher fast täglich gegessen und mich heute an das Rezept erinnert, denn ich brauchte etwas Schnelles, um meinen Hunger hier neben dem Keyboard zu stillen, weil ich noch diese Kolumne schreiben muss. Die Fernsehprogramme wimmeln von Kochshows, die billig zu produzieren sind, weil die Kandidatinnen und Kandidaten ihre Zutaten selbst bezahlen. Die Schiedsrichter sind Meisterköche und haben das, was wir in der Sprache nicht haben wollen, nämlich einen oder mehrere Sterne im Namen. Von einigen Gewürzen habe ich noch nie etwas gehört und müsste wahrscheinlich nach Indonesien fahren, um sie zu besorgen.

„Toast Hawaii“. Der Name klang nach Palmen, Meer und weiter Welt

Allerdings gab es in den ersten Tagen des Fernsehens bereits einen Fernsehkoch (noch in Schwarz-Weiß und ohne Mikrowelle), der im beginnenden Wirtschaftswunder den berufstätigen Frauen praktische und schnell zuzubereitende Gerichte erläuterte. Es handelte sich um Clemens Wilmenrod, der am 20. Februar 1953 zum ersten Mal das oben beschriebene Gericht präsentierte. Wilmenrod nannte seine ungewohnte Zusammensetzung aus Schinken, Ananas und Käse in der damals von Bratwurst und Kartoffelpuffern beherrschten deutschen Küche „Toast Hawaii“. Der Name klang nach Palmen, Meer und weite Welt.

Doch halt! Dieser Name ist von den selbst ernannten Sprachpolizisten, diesen mental gestörten Epigonen von George Orwells Romanfiguren, gerade gestrichen worden. Der Begriff „Toast Hawaii“ sei mit der Geschichte des Kolonialismus, mit kultureller Aneignung und Rassismus verbunden, behauptet die Schweizer „Antirassisten“-Gruppe „Linke Migrantifa“. Denn durch den Ananas-Anbau sei die
indigene (eingeborene) Bevölkerung auf den Inseln von den weißen Siedlern ausgebeutet worden.

Ob die Geschichte immer richtig oder nach unseren heutigen Maßstäben gerecht verlaufen ist, sei dahingestellt. Doch wer die Geschichte „neu schreiben“ will, maßt sich die alleinige Moral gegenüber der Mehrheit der Mitmenschen an, die er nicht bewahren und aufklären, sondern letztendlich unterwerfen will. Wer sich mit der Erlaubnis der Polizei von einer Autobahnbrücke baumeln lässt und den Verkehr einer Großstadt zum Erliegen bringt, aber selbst mit einem alten Diesel über die Autobahn an- und abfährt, verfolgt kein gutes Ziel, sondern hat ein Brett vor dem Kopf. Wer sich auf dem Asphalt festklebt und das Grundgesetz-Denkmal am Reichstagsgebäude schändet, rettet nicht die Zukunft, sondern zerstört sie bereits im Heute.

Klima-Chaoten? Das stimmt schon eher

Wie nennen wir diese Leute? Klima-Terroristen? Um Himmels willen, ich weiß zwar nicht, wer das gesagt hat, aber vorsichtshalber wurde dieser Bezeichnung gleich das Unwort des Jahres entgegengeschleudert. Klima-Chaoten? Das stimmt schon eher. Laut Duden ist ein Chaot ein „unordentlicher, verwirrter Mensch oder ein gewalttätiger Demonstrant“. Doch außer der „Bild“-Zeitung scheinen die meisten Medien, deren offene oder heimliche Präferenz ich mit einigem Misstrauen betrachte, diesen Ausdruck für eine Stellungnahme für das eigentlich Verbotene zu halten. Also schreiben sie das scheinbar neutrale Wort „Aktivist“. Ein Aktivist ist, wiederum laut Duden, „ein zielbewusst Handelnder“ und war „in der DDR jemand, der für vorbildliche Leistungen ausgezeichnet wurde“.

Die vorbildlichen Leistungen zeigen sich zurzeit unter anderem in der Beschädigung der deutschen Sprache durch die Woke-Aktivistinnen. Meine Enkelin wollte als Indianerin zum Kinderfasching gehen. Es wurde ihr verboten. „Als was darf ich mich denn noch verkleiden?“, heulte sie. Ich sagte: „Nur als du selbst!“

So darf es nicht weitergehen. Stoppt diese Leute, die Sprache und Kinderseelen beschädigen!

deutschstunde@t-online.de