Hajo Schumacher schreibt diesmal in seiner Kolumne über zwei mutige Drohnen-Pilotinnen in der Ukraine.
Nastya (33) und Kafa (21) kämpfen für die Ukraine, auch bis in den Tod. Sie steuern Drohnen, die russische Stellungen auskundschaften oder Bomben werfen. Nastya trägt Splitternarben im Gesicht. Der Bus, in dem sie saß, fuhr auf eine Mine.
Zweifel? Nein. „Meine Fähigkeiten werden hier gebraucht“, sagt sie. Abhauen ist keine Option. „Natürlich habe ich Angst“, gesteht Kafa, die Bachmut zu verteidigen hilft. Die Lage dort gilt als „extrem angespannt“. Im Schützengraben rezitiert Kafa Sätze aus dem Roman „Dune: „Ich darf mich nicht fürchten. Die Furcht tötet das Bewusstsein. Die Furcht führt zu völliger Zerstörung.“ Das Erfolgsgeheimnis der ukrainischen Truppe sei eben diese unverwüstliche Moral, glauben Militärexperten. Auf ihrer Beerdigung, so wünscht sich Kafa, soll eine Regenbogenfahne wehen.
Nastya und Kafa passen nicht ins traditionelle Mann-Frau-Schema. Nastya beschreibt sich als lesbisch und bi-gender, sie fühlt sich seit ihrer Kindheit als Junge, steckt aber in einem weiblichen Körper. „Nichts sagen, nichts fragen“, so erklärt sie das Arrangement mit ihrer alleinerziehenden Mutter. Kafa wiederum definiert sich als non-binär und bisexuell. Als wilde, laute, queere Teenagerin wuchs sie auf der Krim auf und floh nach Deutschland, als Putin 2014 die Halbinsel besetzte. Als russische Truppen einmarschierten, kehrte Kafa zurück, um die Heimat zu verteidigen gegen einen Diktator, der ihresgleichen ins Gefängnis stecken würde.
Anastasia Biefang (48), erste offen transgeschlechtliche Bataillonskommandeurin der Bundeswehr, hat die Geschichten von Nastya und Kafa aufgeschrieben. Fazit: Seit dem Einmarsch vor einem Jahr werden die beiden Drohnen-Pilotinnen nicht mehr brutal gemobbt wie zu Jugendzeiten, sondern sind akzeptiert als Kameradinnen, die so entschlossen für das gemeinsame Ziel kämpfen wie alle anderen auch.
Wenn es um Leben und Tod geht, sind Genderfragen plötzlich so nebensächlich, wie sie in einer modernen Gesellschaft sein sollten. Patriotismus kennt kein Geschlecht.