Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher provoziert mit dem Schlickthema.

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) ist im Grunde ein besonnener und abwägender Politiker. Das ist keine schlechte Voraussetzung für die politische Spitze in einer Stadt, in der die Debatten manchmal sehr aufgeregt geführt werden. Übrigens auch über die Landesgrenzen hinaus.

Es gibt aber Themen, bei denen Tschen­tscher zum Überzeugungstäter wird, der auf seiner Position ohne Rücksicht auf seine politischen Mitstreiter beharrt, und bei denen ihn die Notwendigkeit zu Kompromiss und Ausgleich in der Demokratie wenig zu scheren scheint.

Anders ist Tschentschers Verhalten beim ebenso leidigen wie umstrittenen Thema der Verklappung des Elb- und Hafenschlicks kaum zu erklären. Dass der Bürgermeister in seiner Rede vor dem Übersee-Club die Verklappung der nassen Masse vor der Hamburger Vogelschutzinsel nicht nur erneut verteidigt, sondern geradezu gepriesen hat, ist ein Affront für die Nachbarländer Schleswig-Holstein und Niedersachsen, die den Standort aus ökologischen Gründen ablehnen.

Dass Tschentscher die Positionen der Landesregierungen in Kiel und Hannover nicht einmal erwähnt hat, leistet dem (Vor-)Urteil der Hamburger Arroganz neuen Vorschub. Im Dezember haben sich die drei Länder und der Bund nach langem und heftigem Streit darauf verständigt, das Schlickproblem kurzfristig mit der Verklappung bei der Tonne E3 nahe Helgoland zu lösen. Ja, Tschentscher hat Recht, eine mittel- bis langfristige Lösung steht noch aus. Aber die Bereitschaft dazu war im Norden vorhanden. Der Bürgermeister gefährdet mit dem politisch unsensiblen erneuten Votum für Scharhörn gerade entstandenes Vertrauen.