Hamburg. Diese Sportlerinnen dienen mit ihren Leistungen und auch ihrem Auftreten im Jahr 2022 als Vorbilder.
In der letzten Sportplatz-Ausgabe 2022 soll es (fast) ausschließlich um Frauen gehen. Ganz klar: Für mich haben sie die Glanzlichter gesetzt, sind Hamburgs Sportlerinnen des Jahres und Vorbilder. Eine Würdigung in neun Akten.
Erinnern Sie sich noch an den Namen Cassandra Orschel? Im Mai feierte die 30-Jährige aus Henstedt-Ulzburg mit dem Sieg beim Deutschen Springderby in Klein Flottbek den mit Abstand größten Erfolg ihrer sportlichen Laufbahn. In der 91-jährigen Austragungshistorie des Traditionsevents war sie erst die fünfte Frau, die das Blaue Band gewinnen konnte, und die erste seit der Britin Caroline Bradley, die 1975 vorn lag. Großartig!
Ich bleibe beim Reiten. Als Janne Friederike Meyer-Zimmermann am 31. Januar ihren Sohn Friedrich zur Welt gebracht hatte, spielte die 41-Jährige mit dem Gedanken, ihre Karriere zu beenden. Doch dann gewann die Springreiterin, die für den Flottbeker Reiterverein startet, bei ihrem ersten großen Turnier im Jahr 2022 die Riders-Tour-Etappe in Hagen am Teutoburger Wald. Es folgten im Juli der Sieg mit der deutschen Equipe beim Nationenpreis des CHIO und im Dezember der Triumph beim Weltcupspringen in La Coruña (Spanien). In rasantem Tempo zurück in die Weltspitze – Chapeau!
Apropos Weltklasse: Nachdem Luise Wanser vom Norddeutschen Regatta Verein bei den Olympischen Spielen in Tokio noch unglücklich eine Medaille verpasst hatte, holte sich die 25 Jahre alte Steuerfrau gemeinsam mit Philipp Autenrieth vom Bayerischen Yacht-Club in Israel den Weltmeistertitel in der neuen olympischen 470er-Mixed-Disziplin. Bereits vor dem Medaillenrennen war das Duo nicht mehr zu schlagen. Nie aufgeben, immer weiter – das Motto hat sich gelohnt.
Bemerkens- und nachahmenswert aber auch, was Silke Basedow vom Hamburger Segel-Club leistete. Die 38-Jährige gewann nicht nur mit ihren Partnerinnen den Helga-Cup, an dem nur Frauen teilnehmen. Sie zeigte es in der Segel-Bundesliga mit ihrem Frauenteam auch den ehrgeizigen Männern und konnte in Friedrichshafen eine der sechs Regatten gewinnen. Der vierte Rang bei 18 Teams in der Abschlusstabelle belegt ihre Konstanz. Weltmeisterin darf sie sich auch nennen nach Platz eins bei der Inklusions-WM in Rostock.
Jubeln durfte auch Svenja Müller über Bronze bei der Beachvolleyball-WM in Rom (Italien). Die 21-Jährige vom Eimsbütteler TV, die mit Cinja Tillmann (31, Düsseldorf) ein Team bildet, gilt als Riesentalent und gehört nun bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 zu den großen Hoffnungen. Den deutschen Meistertitel in Timmendorfer Strand im September räumte das Duo wenig überraschend auch noch ab.
Als der Sportverein HT16 am Sievekingdamm im Herbst die besonderen Leistungen seiner Aktiven ehrte, stand vor allem die Hamburgerin Emma Malewski im Blickpunkt, die in München den Europameistertitel am Schwebebalken erringen konnte. Die 18-Jährige, die am Olympiastützpunkt in Chemnitz trainiert und inzwischen auch für die TuS 1861 Chemnitz-Altendorf startet, hält noch immer Kontakt zu ihrem Heimatclub. Kein Wunder, dass sie an diesem Abend die Ehrenmitgliedschaft der HT16 erhielt. Als Vorbild für den Nachwuchs einige Trainings zu leiten ist ein konkreter Plan für die Zukunft.
Auch einen historischen Doppelerfolg auf nationaler Ebene gab es 2022 zu feiern. Neben den Herren konnten auch die Damen des Golfclubs Falkenstein den
Titel beim Final Four gewinnen – das gab es noch nie. Bemerkenswert war dieser Triumph auch, weil in Falkenstein nur Amateure ohne Entlohnung spielen – das ist bei der Konkurrenz etwas anders.
Und auch den Blindenfußballerinnen gelang ein Sieg für die Geschichtsbücher: Bei der Premiere der Blindenfußball-EMder Frauen in Italien sicherte sich Deutschland den Titel. Sieben Spielerinnen des FC St. Pauli gehörten zum Kader.
Habe ich jemanden vergessen? Oh ja, Lisa Altenburg (33/Club an der Alster), die bei der Hallen-EM mit Deutschland den EM-Titel holte und sich zur Torschützenkönigin krönte. Und Eva Lys (18) vom Club an der Alster stellte beim Billie-Jean-King-Cup ihr Talent unter Beweis. Hamburgs starke Frauen, sie werden sicher auch 2023 oft von sich reden machen.