Hamburg. Eine allseits entspannte Weihnacht ist nicht in Sicht, obwohl wir den Geburtstag Jesu Christi feiern.

Früher warteten wir auf den Weihnachtsmann, heute auf den ersten Flüssiggas-Tanker in Wilhelmshaven. Der Kanzler und zwei Minister der Ampelregierung froren erbärmlich im frostigen Winterwetter, als sie das Schiff begrüßten und der Bevölkerung die mehr als zweifelhafte Hoffnung zu vermitteln suchten, dass die Energie jetzt über See zu uns kommen werde, weil sie unter der Ostsee aus politischen Gründen nicht gestreamt werden durfte.

Uli Hoeneß, der Ehrenpräsident des FC Bayern München, verzichtet in diesem Jahr darauf, seine 30 Meter hohe Fichte mit 900 elektrischen Lichtern schmücken zu lassen, die früher zur Adventszeit über den Tegernsee strahlten. Das geschah zur Energieeinsparung und nicht etwa wegen des Versagens (auch) der bayerischen WM-Fußballer in Katar, die sich mehr um den Regenbogen als um das Turnier gekümmert hatten.

Weihnachtsstimmung kommt nicht recht auf

Selbst der Weihnachtsmann scheint mit logistischen Problemen kämpfen zu müssen, weil alle Straßen von den Lieferdiensten der Onlinehändler besetzt sind und sich zudem einige Klimachaoten an seinen Rentierschlitten geklebt haben. Kurzum: Im Jahre der Zeitenwende zu den multiplen Krisen fällt es schwer, eine besinnliche Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen.

In vielen Rentnerhaushalten geht es diesmal nicht um Gänsebraten und Nordmanntanne, sondern um die Sorge, ob man wenigstens zu Heiligabend das Wohnzimmer auf 19 Grad aufheizen darf. Zwar erinnern wir Älteren uns noch an die Weihnachten der Kriegs- und Nachkriegszeit, als wir wochenlang Trümmerholz gesammelt hatten, um einmal richtig einheizen zu können. Aber derartige Zeiten sollten eigentlich vorbei sein, doch die Angst geht um, dass sie das nicht sind.

Zweck des Weihnachtsfestes gerät in Vergessenheit

In dieser Atmosphäre fällt es schwer, an den eigentlichen und christlichen Zweck des Weihnachtsfestes zu erinnern. Für diejenigen, die ihn vergessen oder noch nie gehört haben, sei gesagt, dass wir den Geburtstag von Jesus Christus feiern oder feiern sollten. Um die Geburt dieses Knaben aus Nazareth (angeblich in einem Stall in Bethlehem), der später zum Stifter einer Weltreligion geworden ist, ranken sich viele Legenden und Bibelverse, die jedoch alle nicht von Augenzeugen stammen. Für Jesus wurde keine Geburtsurkunde ausgestellt und den Historikern übermittelt. Offenbar ist weder der Tag noch das Jahr der Geburt korrekt.

Mit der Ankunft eines zunächst unbekannten Kindes änderte sich natürlich nicht schlagartig die Jahreszählung in „vor Christus“ und „nach Christus“. Das geschah erst im Jahre 525, als in Rom der Mönch Dionysius Exiguus im Auftrag des Papstes die Osterdaten der kommenden Jahre errechnete, die Jahreszählung aber zum ersten Mal in der Geschichte nicht nach dem Regierungsantritt des römischen Kaisers und Christenverfolgers Diokletian vornahm (29. August 284), sondern nach der Geburt des Herrn (anni Domini nostri Jesu Christi).

25. Dezember als Geburtstag festgesetzt

Er musste mehr als ein halbes Jahrtausend zurückrechnen und verrechnete sich um einige Jahre, weil bei ihm sonst der Tod des Königs Herodes vier und die Planetenkon­stellation des „Sterns von Bethlehem“ sieben Jahre vor der Geburt eingetreten wären. Interessanter für uns ist allerdings das Tagesdatum der Geburt. Dionysius setzte als Geburtstag den 25. Dezember des Jahres fest, das dem Jahr 1 vorausging. Ein Jahr null gab es damals und gibt es historisch heute ebenso wenig wie seinerzeit eine Epoche „vor Christus“.

Das ist der Grund, warum wir das Weihnachtsfest am 25. Dezember feiern. Früher begann ein Feiertag mit der Vesper am Abend des Vortags, weshalb der 24. Dezember der Tag des Heiligen Abends vor dem Weihnachtsfest ist. Übrigens ist auch der im Norden und Osten bis heute gültige „Sonnabend“ der Tag des Abends vor dem Sonntag.

Jesus kann nicht im Winter geboren worden sein

Nach allen meteorologischen Überlieferungen wie „Hirten auf dem Felde“ kann Jesus nicht im Winter geboren worden sein, doch bei der Missionierung hielten sich die Eroberer an die heidnischen Mittwinternächte, denen sie einen christlichen Mantel überstreiften, der den heidnischen Ursprung in den Hintergrund drängte. Sprachlich wurde aus mhd. ze wīhen nahten (in den heiligen Nächten) unser vertrauter Ausdruck „Weihnachten“.

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