Hamburg. Vom Zauber der Modellrennbahn, die seit bald 100 Jahren nicht nur Kinder begeistert.
In jedem großen Rennfahrer steckt ein kleiner Junge, der mit Modellautos gespielt hat, oder? Als die Modelleisenbahn zu langweilig wurde (sie kann keinen Looping), kamen die Rennbahnen in Mode. Es gibt sie seit 1963, erste Versuche gingen schon in den 1920er-Jahren über die Bahn (u. a. von Märklin). Eine Marke steht dabei wie Uhu für Kleber und Tempo für Taschentuch: Carrera. Auf wie vielen Wunschzetteln das wohl stand?
Auch bei mir, ich bekam jedoch eine Rennbahn von Faller. Die konnten zwar Modellhäuser, aber keine Rennbahnen. Auf den schwarzen Carrera-Bahnen ließ sich viel besser um Plätze und Punkte kämpfen. Hier zeigte sich schon früh, wer später mal Benzin im Blut haben würde. Selbstverständlich frönte man auch in der DDR dem Mini-Rennsport. Dort wurden die Flitzer von der Dresdner Firma Prefo (Pressformwerk) hergestellt.
„Gute Fahrer haben die Fliegenreste auf den Seitenscheiben“
Was wäre aus unserer Autorepublik ohne die Flitzer aus Salzburg geworden? Hätten wir dann so auf Niki Lauda geachtet, der Formel-1-Weltmeister wurde und uns die philosophischen Aspekte der Raserei näherbrachte? Bei seinem Rücktritt sagte er 1979: „Warum soll ich wie ein Trottel mit den anderen im Kreis fahren?“ Drei Jahre später trat er vom Rücktritt zurück – und fuhr wieder im Kreis.
Experten wussten, dass man lieber Ortmann-Reifen als die mitgelieferten aufziehen sollte. Die vom Werk waren aus Gummi, die von Ortmann aus Polyurethan und am besten für Hinterreifen geeignet. Wenn man die Vorderräder mit Klarlack versiegelte und die anderen Pneus mit Sandpapier anraute, konnte man eine bis zu 60 Prozent bessere Straßenlage erzielen. In den 90ern feierten die Rennbahnen ein Comeback: Scalextric, Ninco, Fly, Policar und Carrera heißen die Hersteller. Für alle Rennfahrer gilt eine Weisheit von Rallye-As Walter Röhrl: „Gute Fahrer haben die Fliegenreste auf den Seitenscheiben.“