Hamburg. Ein E-Mail-Wechsel von Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider und Christoph Schwennicke über ARD und ZDF.

Christoph Schwennicke und Lars Haider pflegen eine E-Mail-Freundschaft, die wir jeden Sonnabend hier veröffentlichen.

Haider: Lieber Christoph, der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow hat bei einem Auftritt im Übersee-Club Hamburg den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, wie wir ihn kennen, infrage gestellt. Sogar über die Abschaffung einer der beiden Sender ARD oder ZDF macht er sich Gedanken. Was ist das? Die Flucht nach vorn, ein Zugehen auf die Kritiker oder tatsächlich die eigene Erkenntnis, dass gerade die ARD an ihre Grenzen gekommen ist?

Schwennicke: Alles drei? Der Druck ist riesig. Berechtigterweise. Ich bin ein großer Freund des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Die Kolleginnen und Kollegen machen exzellente Arbeit. Aber der Apparat ist aufgedunsen. Behördenartig.

Haider: Kann man das aus dem System heraus ändern? Wenn man Buhrow genau zuhört, scheint er das für nicht möglich zu halten, und ich glaube, damit hat er recht. Ein Neuanfang hieße aber, mit einem ganz anderen Konzept und einer viel schlankeren Struktur anzufangen, die auch dazu führen müsste, dass die Menschen deutlich weniger als bisher bezahlen. Oder?

Schwennicke: Ein paar gute Ansätze gibt es ja schon. Abschaffung eines der beiden Sender. Oder einer nur noch für Regionales. Fakt ist: Dieser Moloch muss kleiner werden. Allein der WDR ist nach der BBC der größte Sender Europas. Und ist so verfettet an Leib und Gliedern, dass große Produktionen/Dokus von Dienstleistern wie der Firma von Sandra Maischberger gemacht werden. Das ist doch absurd. Das Pensionswesen: teilweise 120 Prozent des letzten Gehalts. Noch absurder.

Haider: Wie konnte es trotz diverser Aufsichtsgremien so weit kommen?

Schwennicke: Die sind offenbar zahnlos oder nicht willens zur Kontrolle. Die bloße Existenz solcher Gremien sichert noch keine funktionierende Aufsicht. Etwas mehr Kontrolle findet sich ja auch im neuen Medienstaatsvertrag. Aber der springt viel zu kurz für die lange Zeit, die an ihm gearbeitet wurde.

Haider: Also Revolution statt Reformation, und das so schnell wie möglich?

Schwennicke: Wenn Buhrow das angeht, hat er meinen ganzen Respekt. Als Kollegen früher mochte ich ihn ohnehin gut leiden.