Hamburg. Wer sich kaufen nicht leisten kann, sollte erst recht nicht mieten. Das gilt vor allem für Hundebesitzer und Lehrer.
Wer hätte früher gedacht, dass er einmal Menschen beneiden würde, die in einem schnöden Reihenhaus irgendwo am Stadtrand leben. Klar, jetzt purzeln die Immobilienpreise. Solange in Niendorf aber noch Einfamilienhäuser mit 3,5-Zimmern für 1,3 Millionen Euro und ein 140 Quadratmeter großer Gelbklinker in Duvenstedt für 1,2 Millionen Euro angeboten werden, sind wir noch lange nicht über den Berg. Wohnneid wird in dieser Stadt ein großes Thema bleiben.
Dann kann man sich doch auch gleich die volle Dröhnung geben: bei einem Spaziergang durch die Elbvororte. Einmal in Hochkamp aussteigen und durch das Villen-Paralleluniversum wandeln, ein immer wieder unwirkliches Hamburg-Erlebnis. Allein auf der Fläche, auf der an manchen Anwesen Rhododendren gepflanzt sind, könnten zwei bis drei Familien unterkommen. Hier kann man minutenlang laufen und schafft in der Zeit gerade einmal zwei Hausnummern. Zwischen den Herrscherhäusern liegen parkähnliche Gärten. Zwischen diesen Grundstücken und der Wohnrealität der meisten anderen Hamburger liegen Welten.
Altbau-Villa in Blankenese: 7200 Euro Miete kalt
Richtung Blankenese werden die Anwesen dann kleiner, aber 400 Quadratmeter Wohnfläche sind weiterhin drin. Vor einer „herrschaftlichen Altbau-Villa“ nahe dem Ortskern steht ein Schild: zu vermieten. Kaufen kann man hier selbst nach einem Lottogewinn nichts, was wird da wohl die Miete für ein beschauliches Acht-Zimmer-Domizil kosten? Die Anzeige im Netz verrät es: 7200 Euro kalt. Wer dort einzieht, hat nach sechs Jahren eine halbe Million Euro Miete gezahlt.
Wie ist das eigentlich bei anderen Häusern? Wohnung mieten, Wohnung kaufen, Haus kaufen, na klar - aber ein Haus mieten? Bei einem großen Suchportal tauchen gerade einmal 57 Angebote auf – für ganz Hamburg. So viel vorab: Wer auf Immobiliensuche ist und bisher noch nicht verzweifelt genug war, wird hier fündig.
Zum Beispiel in Volksdorf: Ein 120-Quadratmeter-Townhaus für 2600 Euro. Ohne Heizung, Wasser und Strom. Oder 170 Quadratmeter in Lemsahl-Mellingstedt für 2800 Euro, Kosten für Heizung, Wasser und Strom ebenfalls exklusive. Für 3300 Euro gibt es ein ähnlich großes Doppelhaus in Lokstedt. Und für runde 2368 Euro reine Miete bekommt man ein teilsaniertes Reihenhaus mit geblümtem Gästeklo in Niendorf. Aber ohne Garage. Die kostet noch mal 80 Euro oben drauf. Natürlich kann man auch für 1660 Euro im Monat ein Haus mieten. Zum Beispiel das „Smarthouse ready“-Townhouse mit großzügigen 87,3 Quadratmetern an einer Hauptstraße in Barsbüttel.
Kaufen ist kein Spaß – aber mieten ist die Hölle
Nein, kaufen ist kein Spaß – aber mieten ist die Hölle. Doch vielleicht ist genau das die Lösung, schließlich haben die meisten Immobiliensuchenden ein Pfund: die jetzige Mietwohnung. Warum also nicht einfach mit jemandem tauschen? Auch hierfür gibt es entsprechende Onlineportale, und das Angebot ist riesig. Schnell stellt sich aber heraus: Auch vermietende Mieter haben eigene Vorstellungen. So gibt es den 70-Quadratmeter-„Altbautraum“ in Eimsbüttel nur gegen „sehr helle und ruhige“ mindestens 2,5-Zimmer mit Blick ins Grüne oder besser aufs Wasser/Kanal, mit hohen Decken, Balkon, Vollbad, Dachboden oder Keller, am liebsten ebenfalls in Eimsbüttel (Schanze oder Ottensen gingen auch, Winterhude und Eppendorf noch gerade so) und das bitte für maximal 700 Euro, warm versteht sich. Ach ja, und wenn Loft, dann aber mit Holzdielen oder Wischbeton.
Etwas weniger Ansprüche muss der Tauschpartner für eine lichtdurchflutete Dreizimmerwohnung im dritten Stock eines Altbaus in Winterhude erfüllen. Das Paar sucht lediglich drei Zimmer im Erdgeschoss, „die Lage in Hamburg ist zweitrangig“. Hauptsache, man könne Labrador Frodo künftig das viele Treppensteigen ersparen.
Allerdings haben die Vermieter ja doch auch immer noch ein Wörtchen mitzureden. „Das ist nicht unsere Meinung“, schreibt ein Pärchen in seiner Anzeige, „aber die Vermieter möchten keine Haustiere, keine kleinen Kinder, keine Lehrer, keine Juristen!“
Ich bin mal ’ne Runde spazieren.