Hamburg. Findet die Kirche. Jedenfalls die in Stockelsdorf. Die Betroffenen reagieren kohlerisch.

In der Stockelsdorfer Kirche, beschaulich vor den Toren Lübecks gelegen, wird gerade Religionsgeschichte umgeschrieben. Der Rest der christlichen Welt hat zehn Gebote (sich an die meisten zu halten, ist für die meisten schon schwer genug), in Stockelsdorf aber hat man neuerdings elf im Angebot. Der Bonustrack: Du sollst in oder an der Kirche keinen Grünkohl essen. Und wie das so ist, wenn es dem einen und dem anderen gleichzeitig ums Prinzip geht: Es rappelt, mächtig natürlich.

Was, um Himmels willen, war dort vorgefallen? Wie alle Jahre wieder wollte der Stockelsdorfer Seniorenbeirat auch in diesem Jahr gemeinsam ein sehr, sehr
leckeres Mahl einnehmen. Dessen Geschmacks-Epizentrum sollte eine ordentliche Schippe Brassica oleracea var. sabellica L. sein, bekanntlich aus der Familie der Kreuzblütengewächse stammend und so was von gesund, dass das klitzekleine bisschen Begleitaroma zu vernachlässigen sei.

Grünkohl mit Schweinebacke einfach zu lecker

Doch die unkohltivierten Kirchen-Oberen erteilten dem Grünkohl mitsamt seinen beispielhaft guten Kohlesterinwerten Gemeindehausverbot. Der rieche zu streng, vorsichtig ausgedrückt, und das mindestens tagelang. Ein spektakohlerer Streit entbrannte. Diplomatisches Ausweichen auf Mirakohli? Keine Option.

Stockelsdorfs Bürgermeisterin hat der Vitamin-C-Bombe Grünkohl bereits Asyl im Sitzungssaal des Rathauses angeboten. Doch der ist zu klein, weil Grünkohl mit Schweinebacke und süßen Kartoffeln für die Stockelsdorfer Senioren einfach zu lecker ist. Weil alle, alle dabei sein wollen, sobald das Aroma sich im Raum verbreitet und einen auch noch die eine oder andere nicht ganz magere Wurst vom Teller anlacht. Die einzig jetzt noch denkbare Lösung gegen die olfaktorische Zerstörung des massiv gestörten Dorffriedens wäre der Einsatz von, genau!: Eau de Kohlogne.