Hamburg. Kühne streitet das Tun des Unternehmens nicht ab, sondern verweist auf schwache Aktenlage. Über eine Frage von Verantwortung.
Dass die deutschen Wirtschaftsunternehmen massiv von der Politik der Nationalsozialisten profitierten, ist historisch vielfach belegt. In der Geschichte der Bundesrepublik wurden die Verstrickungen von den Konzernen gerne mal geleugnet. Das ging eine Weile gut, auch weil im Kalten Krieg der Feind im Osten hartnäckig stand, da mochte sich niemand mit Vergangenheitsaufarbeitung aufhalten.
Spätestens, als Daimler in den 80er-Jahren mit dem Thema NS-Zwangsarbeit konfrontiert wurde, änderte sich das Klima. Damals stellte sich Daimler seiner Geschichte. Seitdem war nicht alles gut, wurden häufig Entlastungsnarrative ins Feld geführt, aber vom Tisch wischen ließen sich Nazi-Vorwürfe nicht mehr.
Kühne verweist auf schwache Aktenlage
Weshalb die hartnäckige Weigerung von Kühne + Nagel, seine NS-Vergangenheit auszuleuchten, schon verwundert. Firmenerbe Klaus-Michael Kühne, der das frühere schuldhafte Tun des Unternehmens nicht abstreitet, verweist auf schwache Aktenlage. Glaubhaft ist das laut manchen Experten nicht unbedingt. Wenn das Thema nun anlässlich eines von Kühne gesponserten Literaturfestivals wieder aufploppt, ist das einerseits ärgerlich. Weil damit das Mäzenatentum eines großzügigen Mannes infrage gestellt wird.
Andererseits sind bisherige Versuche, den Konzern und seinen Lenker zu einem noch verantwortlicheren Umgang mit der eigenen Geschichte zu bewegen, ins Leere gelaufen. Da ist der Versuch der öffentlichen Einflussnahme auch da, wo sich begrüßenswertes finanzielles Engagement ums Gemeinwohl und ein Unternehmen von der besten Seite zeigen, erlaubt.
Klar ist aber: Kühne als Kulturgeldgeber zu verlieren wäre mehr als schade.