Hamburg. Beschlagnahmter Ferrari verfolgt Verkehrssünder in Tschechien. Die ersten flüchten schon auf deutsche Autobahnen.

Der Modernisierungsgrad der tschechischen Polizei lässt mancherorts zu wünschen übrig. Das ist im Böhmischen genauso wie im Bayerischen. Es gibt noch immer Behördenzimmer mit alten Telefonen, abgenutzten Schreibmaschinen und piependen Faxgeräten. Doch die tschechische Verkehrspolizei fährt jetzt hochmodern auf der Überholspur, ganz nach dem Motto „pomáhat a chránit“ (helfen und schützen). Ausgerechnet mit einem Ferrari wollen sie künftig rasende Verkehrssünder verfolgen.

Der bis zu 325 Kilometer pro Stunde schnelle Sportwagen soll gegen die „aggressivsten Fahrer“ eingesetzt werden, hieß es. Immerhin gilt auf den Tschechen-Autobahnen ein Tempolimit von 130 Kilometern pro Stunde. Viel zu tun also für den 200.000 Euro teuren Rennwagen, den die Polizisten zuvor bei Kriminellen beschlagnahmt hatten.

Passer wählte für seinen Bugatti die deutsche Autobahn

„Wir können das Potenzial des Sportwagens auch bei der Verfolgung von Autodieben nutzen, die unser Land auf der Flucht in Nachbarländer durchqueren“, sagte der oberste Verkehrspolizist Tschechiens, Jiri Zly. Der Neuzugang im polizeilichen Fuhrpark wird Raser Radim Passer (58) abermals zum Umlenken bringen. Was nützt dem tschechischen Millionär und Siebenten-Tags-Adventisten sein vier Millionen teurer Bugatti Chiron, wenn er bei jeder inländischen Wagenbewegung von einem Polizei-Ferrari verfolgt werden könnte?

Bereits im Januar wählte Passer deshalb die deutsche Autobahn, um seinem Bugatti bei 417 Kilometern pro Stunde freien Lauf zu lassen. Das YouTube-Video, garniert mit Werbung für Gott, ging millionenhaft viral. Nun werden weitere Tschechen dem Beispiel des schnellen Millionärs folgen und auf deutsche Autobahnen flüchten. Die hiesige Polizei hat jedenfalls keinen Ferrari, der sie schnappen könnte.