Hamburg. In diesen Zeiten sollten wir alle enger zusammenrücken. Da sind sich die Experten einig. Oder etwa nicht?

Endlich mal gute Nachrichten: Die Immobilienpreise fallen! Ach halt, stimmt gar nicht. Sie steigen. Aber wenig. Also im Vergleich zu den Zinsen. Wobei gerade gestern ein Immobilienportal verkündete, dass diese gesunken seien. So wie die Nachfrage. Oder war es das Angebot? Aber wird das nicht momentan größer, weil die Verkäufer Sorge haben, dass bald sonst gar keiner mehr kauft, weil die Zinsen weitersteigen, wenn sie das denn tun, was eigentlich alle sagen, bis auf die, die das Gegenteil behaupten?

Oder werden die wenigen Angebote nur noch teurer, weil die Käufer Sorge haben, dass sie bald gar nichts mehr kaufen können? Dabei war doch schon vor Monaten alles unbezahlbar, obwohl die Preise damals noch niedriger waren. Trotz des höheren Anstiegs.

Einfamilienhäuser vor dem Aus

Aber keine Sorge, bald platzt die Blase. Ganz sicher. Oder auch nicht. Auf jeden Fall bekommt man einen Knall. Die Experten können nur eines sicher sagen: „Der Immobilienmarkt wird sich in den kommenden Wochen und Monaten noch einmal dramatisch verändern.“ Es kommt ja aber immer darauf an, wen man fragt. Wenigstens die Politiker sind sich einig: Es werden keine Einfamilienhäuser mehr gebaut! Wir haben eh alle viel zu viele Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung.

Und es stimmt ja: Während es 1970 im Schnitt nur rund 24 Quadratmeter pro Person waren, sind es heute fast 40. Ein vollkommen unnötiger Luxus, dieser exorbitante Platz. Vor allem Kinder brauchen deutlich weniger, sie sind ja nicht so groß. Familien könnten also deutlich enger wohnen, anstatt immer zu jammern und mit dem Wegzug aus der Stadt zu drohen. Gerade auch in Zeiten von Homeoffice ist diese Überlegung zukunftsweisend. Und warum bei Neubauten nicht einfach wieder Etagen-Klos und -Duschen einführen, das spart auch gleich Wasser und Heizung. Und irgendwo müssen wir ja sparen, wenn wir weiterhin regelmäßig nach Mallorca fliegen wollen.

Verdichtung nur bis zu einem gewissen Punkt

Allerdings sind sich die Politiker doch mittlerweile lieber einig, dass weiterhin Einfamilienhäuser gebaut werden dürfen. Irgendwo am Rand. Dafür soll es im Zentrum dichter und höher werden. Wenn das nicht nach einer lebenswerten Stadt klingt.Wie wäre es mit einem Gegenvorschlag: Politiker, die alleine in einem Einfamilienhaus leben, machen dieses frei und ziehen in eine 24-Quadratmeter-Wohnung. Das würde zumindest einer Familie in dieser Stadt helfen.

Aber im Ernst: Der Wohngebäudebestand in Hamburg besteht zu rund 67 Prozent tatsächlich aus Ein- und Zweifamilien- und Reihenhäusern und zu rund 33 Prozent aus Mehrfamilienhäusern. Klingt eigentlich so, als sei da noch sehr viel Luft. In einigen Gebieten mag das stimmen – aber wollen wir uns diese wirklich nehmen? Wie viel Verdichtung können wir vertragen, bevor wir in Dichtestress geraten und uns gegenseitig an die Gurgel oder einfach eingehen?

Hoheluft-West einer der beliebtesten Stadtteile

Erstaunlicherweise ist der am dichtesten besiedelte Stadtteil Hoheluft-West auch einer der beliebtesten und lebenswertesten. Doch erstens sind Bebauung und Infrastruktur extrem charmant. Und zwar nicht nur in der Hochglanzsimulation. Und zweitens ist die Fluktuation groß. Vielen geht nach einigen Jahren die Luft aus.

Es sei denn, sie wohnen in ihrem Eigentum. Und hier zeigt sich die enorme Schere: So wohnen diejenigen, die ihre Wohnung vor zehn Jahren gekauft und bereits abbezahlt haben, neben denen, die mehr als die Hälfte ihres Einkommens in die Miete stecken müssen. Aber nicht verzagen: Inflation und explodierende Energiekosten werden die Durchsetzung immer teurer Mieten schwieriger machen, sagen die Experten. Es wird also nur anders teurer. Wie tröstlich. Ach halt, wir haben die anderen Experten ja noch nicht gefragt. Laut denen werden die Mieten in Hamburg dramatisch steigen, stärker als in allen anderen deutschen Metropolen.

Preise fallen zumindest für Schrottimmobilien

Irgendein Fachmann muss doch aber noch eine gute Nachricht parat haben. Na also: „Die Preise werden fallen!“, heißt es von einem unabhängigen wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Forschungs- und Beratungsinstitut. Zumindest für „Schrottimmobilien in schlechten Lagen“.