Hamburg. Der Song „Layla“ ist Nummer eins in den deutschen Charts und zweifellos dämlich. Warum ein Verbot des Songs trotzdem verlogen ist.

Achtung, jetzt wird’s sexistisch. Ein minderjähriger Junge gerät an eine doppelt so alte Frau, die offenbar nymphomanisch-päderastisch veranlagt ist. Schamlos entblößt sie sich. „Ich war verlegen“, gesteht der Minderjährige, denn „um die Schultern trug sie nur ihr langes Haar.“ Manipulativ gurrt sie: „Bleib bei mir, bis die Sonne rot wird. Dann wirst du sehen.“ An einem Strand kommt es zum Äußersten, nach Paragraf 183a eine strafbare Erregung öffentlichen Ärgernisses.

Peter Maffays Song „Und es war Sommer“ aus dem Jahre 1976 gehört verboten, weil hier Übergriffigkeit und der Missbrauch asymmetrisch verteilter Macht gefeiert wird. Dummerweise hat halb Deutschland schon mal mitgegrölt, ich auch. Die Stadt Würzburg hat soeben untersagt, den Song „Layla“ auf einem Volksfest zu spielen. „Layla“, Nummer eins in den deutschen Charts, ist ein zweifellos dämliches Werk. Kernsatz: „Ich hab ’n Puff. Und meine Puffmama heißt Layla. Sie ist schöner, jünger, geiler.“

Bei Helene Fischer werden Männer als Lustobjekt dargstellt

Was genau ist das Problem, außer fragwürdigem Geschmack? Das Reduzieren eines Menschen auf sexuelle Verfügbarkeit? Moment mal. Ist das nicht ein zen­trales Thema des säftelnden Genres Schlager? Bei Helene Fischer werden Männer oft als Lustobjekte dargestellt. Gemessen an Ballermann-Klassikern („Finger im Po, Mexiko“) ist Layla bemerkenswert realitätsnah, der Soundtrack zur deutschen Wirklichkeit.

Angeblich mehr als eine Million Mal wird hierzulande täglich Sex gekauft und damit Frauenverachtung, Menschenhandel, Nötigung und Ausbeutung unterstützt, auch Minderjähriger. Statistisch gesehen könnten Vertreter der Würzburger Stadtverwaltung unter den Kunden sein.

Verbieten dümmlicher Songs ist verlogen

Nur am Rande: Das örtliche Haus d’Amour schmückt sich mit fünf Fünf-Sterne-Bewertungen. Hoffentlich schützt dort eine verantwortungsvolle Puffmutter die Frauen vor brutalen Zuhältern. Das Verbieten dümmlicher Songs ist die bequemste Art, hohe Moral aufzuführen, löst aber kein Problem. Ach ja, die Betreiber des Berliner Großbordells „Artemis“ stammen übrigens aus Würzburg.