Hamburg. „Ein Refugium für die Seele“ klingt einfach magisch: Die Anbieter von Neubauwohnungen überbieten sich mit schönster Immobilien-Prosa.

Fühlen Sie sich heute auch so lofty? Wer in Hamburg in eine Neubauwohnung zieht, darf nicht einfach nur wohnen. Erhaben sollte er sich fühlen, vornehm, ja geradezu hochmütig. „Feeling lofty every day“ lautet jedenfalls das Motto eines Neubauprojekts auf der Uhlenhorst, das „das urbane Loftkonzept für seine Bewohner neu definiert“. Wohnungen also, die „jeden Anspruch übertreffend“ gestaltet sind, mit einem „kompromisslosen Wohnkomfort“, der unter anderem aus „großzügigen Fensterflächen“ besteht, die nicht einfach nur Fenster sind, sondern „das Äußere gekonnt ins Innere holen“.

Wer die Internetseite des Projekts anklickt, dem glitzert zunächst sonnenbeschienenes Wasser entgegen. Zwar liegen die meisten der angebotenen Wohnungen im Vorderhaus zur Straße hin und nicht Richtung Kanal, aber wer wird bei Preisen ab zwei Millionen Euro für rund 150 Quadratmeter so genau hingucken? Und wer weiß, vielleicht kann man auch mit Blick auf Autos die „entspannende Kraft des Wassers spüren“.

Immobilien Hamburg: Wohnen in der Wunderwelt

Herrlich, diese Immobilien-Prosa: Die Wohnungen werden zu „warmen Orten der Geborgenheit“, ein Hinterhof wird als „ruhiger Grünraum zum exklusiven Rückzugsort“, die Tiefgarage zum „luxuriösen Zuhause für Ihre Familienkutschen“. Alles in allem: „Ein Refugium für die Seele.“ Nein, wohnen war gestern, heute wird gelebt. Geatmet. Genossen. Aus Mehr­familienhäusern werden Gebäudeensem­bles, Wohnungen nennt man heute Apartments, aus Ziegelsteinen entstehen hochwertige Klinkerfassaden, modern, zeitlos, unaufdringlich, elegant.

So auch bei einem Projekt in Barmbek, bei dem Alice im Wunderland vermutlich schon eine exklusive Einheit erworben hat: „Wie ein magisches Portal führt das Vorderhaus in eine unverhoffte Welt. Es duftet, die Vögel zwitschern fröhlich, die Eichhörnchen verstecken mehr, als sie wiederfinden können. Durch die großzügig angelegten Alleen entsteht eine transparente Leichtigkeit, die sich bis in die einzelnen Wohnungen zieht.“ In so einer Wunderwelt wird das „Durchatmen zur Routine des Nachhausekommens“.

Direkt im Grünen in einem durchdachten Grundriss wohnen

Überhaupt wundert man sich, in welchen Welten die ganzen Bauten entstehen. Denn egal, wo in Hamburg gebaut wird, es herrscht stets eine „ideale Mischung aus Stadtleben und Grün“. Bei dieser „neuen Form der Urbanität“ lebt man entweder „im Grünen und doch nur einen Katzensprung vom urbanen Kern entfernt“ oder kann seinen „grünen Ruhepol mitten in der Stadt“, die „wunderbare Ruhe trotz des urbanen Umfelds“ sowie „die grüne Oase im Großstadttrubel“ genießen. Denn eigentlich; egal, wo Sie hinziehen, „eine Vielzahl von Parks lädt zum Aufatmen ein“. Leben in der Welt des neuen Hamburgs: urban, grün, zentral.

Immer wichtig zu erwähnen scheint es den Vermarktern, dass es sich bei den Angeboten um Objekte mit „gut durchdachten Grundrissen“ handelt, das heißt, es besteht ein „durchdachtes Verhältnis von Zimmerzahl zu Wohnflächenaufteilung“. Wie schön, dass sich darüber extra jemand Gedanken gemacht hat. Bei vier Zimmern auf 98 Qua­dratmetern heißt das dann: „Beim Eintreten erleben Sie ein Raumgefühl voller Weite und Atmosphäre, das Sie aufatmen lässt und inspirieren wird.“ Oder anders gesagt: „Da begeistert jeder Quadratmeter.“

Auch interessant

Auch interessant

Lichtdurchflutet sind die Wohneinheiten ohnehin alle, egal in welchem Stock sie liegen. Das versteht der potenzielle Käufer sowieso nicht richtig, auf den hochglänzenden Internetauftritten fliegen sagenhafte Visualisierungen und traumhafte Umgebungsaufnahmen über den Bildschirm, springen Listen mit Wohnungen und Grundrissen hin und her, alles ist im Fluss, alles atmet, alles ist gut durchdacht, doch die entscheidenden Infos sind eher schwer zu finden.

Zum Glück sind die Objekte selbst „kein Show-and-Shine, sondern das Ergebnis nicht nur eines Wohnkonzepts, sondern vielmehr eines Lebensentwurfs für Stadtgenießer“. Und die wissen: „Der kühle Drink schmeckt auf der eigenen Loggia gleich viel besser.“ In diesem Sinne: „Jetzt heißt es nur noch: einziehen, ankommen und wohlfühlen.“ Oder anders gesagt: „Ankommen. Loslassen. Wohlfühlen. Leben.“