Am Mittwoch startet das Experiment 9-Euro-Ticket. Der Umstieg in Bus und Bahn hilft, den Klimawandel zu bekämpfen.

An diesem Mittwoch beginnt mit dem 9-Euro-Ticket eines der spannendsten Verkehrs-Experimente, die es in Hamburg in den vergangenen Jahrzehnten gegeben hat. In den nächsten drei Monaten entscheidet sich, ob (und wie) die viel beschworene Mobilitätswende gelingen kann.

Klar ist: Wenn man es jetzt nicht schafft, mit einem Monatsticket, das nur neun Euro kostet, so viele Menschen wie möglich vom Auto auf Bahnen und Busse umzulenken, dann schafft man das wahrscheinlich nie. Klar ist aber auch: Glückt das Experiment, ist ein für alle Mal die Frage geklärt, was der entscheidende Faktor für den Umstieg auf den öffentlichen Personennahverkehr ist – nämlich der Preis.

9-Euro-Ticket: Das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden

Dass die Politik aus der Not des Ukraine-Krieges, der zu kaum vorstellbaren Preiserhöhungen bei Benzin und Diesel geführt hat, das 9-Euro-Ticket erfunden hat, war schlau. Man verbindet, und das passiert gar nicht so oft, das Nützliche mit dem Angenehmen, man entlastet einerseits die Bürgerinnen und Bürger und man probiert andererseits das aus, wovon Verkehrsexperten wie Umweltschützer lange träumen.

Fahren mit Bussen und Bahnen wird so günstig, dass sich der Kauf eines Monatstickets beinahe schon lohnt, wenn man nur einen Tag in Hamburg unterwegs sein will. Und man merkt, an den offiziellen Zahlen und im eigenen Umfeld, dass der Anreiz verfängt. Auf einmal haben sich tatsächlich Freunde, Nachbarn und Bekannte die Fahrkarte gekauft, die bisher eher nicht mit dem ÖPNV unterwegs waren.

Nun gilt es, diese langfristig davon zu überzeugen. Und das ist nicht nur eine Sache des Preises. Wie voll werden die Züge und Busse sein, wie pünktlich und sauber? Wird es sich gut und komfortabel für all jene anfühlen, die bisher eher mit dem Auto unterwegs waren? Und, wenn ja: Wie gut? So gut, dass man nach dem auf drei Monate angelegten Test für ein Monatsticket dann wieder die bekannten Preise nehmen kann? Oder muss man vielleicht bei den neun Euro bleiben, in der Hoffnung, dass sich die Zahl der Bahn- und Busfahrer auf Dauer deutlich erhöht, und damit jene der Autos, gerade in und um Hamburg, stark abnimmt?

Erster Monat des Experiments ist der wichtigste

Wir im Norden werden es schon Ende Juni wissen. Der erste Monat des Experiments ist für uns der wichtigste, weil er der einzige unter regulären Bedingungen ist, das heißt ohne die Sommerferien. Normalerweise müsste man schon von heute an einen Effekt auf den Straßen spüren, und auch in den Bahnen und Bussen wird man von Tag eins an beobachten können, ob und was sich ändert. Denn wenn man erst einmal das 9-Euro-Ticket gekauft hat, ist die Schwelle gering, hier mal schnell in den Bus zu springen und dort mal eben die Bahn zu nehmen. Dann kommt es auf die Erfahrungen an, die alle Beteiligten damit machen.

Es ist uns allen zu wünschen, dass es gute Erfahrungen sind, dass dieses Experiment gelingt und die Politik am Ende die richtigen Schlüsse daraus zieht. Wir haben lange genug darüber geredet, was wir gegen den Klimawandel alles tun müssten, es ist höchste Zeit, dass wir damit anfangen. Und auch das verlassen, was viele, die wie ich lange vor allem mit dem Auto unterwegs waren, als Komfortzonen empfunden habe. Ja, es ist wahrscheinlich angenehmer, allein und mit viel Platz im eigenen Fahrzeug unterwegs zu sein – aber nur, wenn man all die Staus, die nervige Parkplatzsuche, die hohen Kosten und Emissionen ausblendet, von der verlorenen Zeit einmal ganz zu schweigen.

Also: Wer es kann, sollte sich an diesem Experiment beteiligen, oder, um es mit einem der Werbesprüche zu sagen, die gerade in Hamburg plakatiert sind: „Günstiger wird es nicht!“ Einfacher auch nicht.