Das höchste Fest der Christenheit hat weder ein festes Datum noch einen Namen, dessen Herkunft eindeutig geklärt ist.

Warum feiern wir Ostern? Stellen Sie sich einmal auf den Jungfernstieg und fragen Sie einige x-beliebige Passanten nach dem Sinn und Zweck der Ostertage. Sie werden häufig ein Schulterzucken als Antwort bekommen. Die meisten weisen wohl auf die gesetzlichen Feiertage ohne Arbeit und mit reichlich Freizeit hin. Weitere vermuten einen kommerziellen Hintergrund, damit die übrig gebliebenen Schokoladenweihnachtsmänner eingeschmolzen und zu goldenen Osterhasen mit Glöckchen am Hals neu gegossen werden können.

Und ein paar der Leute haben vielleicht schon einmal etwas von Jesus Christus, Kreuz, Auferstehung und sogar vom Frühlingsvollmond gehört. Formulieren wir selbst die Antwort: Ostern ist das höchste Fest der christlichen Kirche, mit dem der Auferstehung Jesu am dritten Tag nach seinem Tod am Kreuz gedacht wird.

Immer wenn Ostern naht, wiederholen sich bestimmte Fragen in meinem Postfach, etwa: Heißt es „zu Ostern“ oder „an Ostern“. Diese Frage lässt sich nur regional beantworten: Standardsprachlich sagt man im Norden „zu Ostern“, im Süden Deutschlands, in Österreich und der Schweiz hingegen „an Ostern“. „Ostern“ erscheint meistens ohne Artikelwort im Singular (Einzahl): Ostern „ist“ bald vorbei, doch auch hier regiert im Süden und in der Schweiz der Plural (Mehrzahl): Es „waren“ schöne Ostern.

Wenn „Ostern“ im Plural gebraucht wird, so steht im Hintergrund der Gedanke, dass das Osterfest sich über mehrere Tage erstreckt. Gemäß der Wortbildung ist „Ostern“ ein erstarrter Dativ Plural, der sich im Mittelhochdeutschen aus der Fügung „ze den österen“ gelöst hat und jetzt als selbstständiger Nominativ Singular behandelt wird.

Nächste Frage: Warum heißt Ostern „Ostern“? Eine eindeutige Antwort kann nicht gegeben werden. Jede Erklärung ist heftig umstritten. Wahrscheinlich hängt das Wort mit dem Osten in seiner ursprünglichen Bedeutung als „Morgenröte“ zusammen. Möglicherweise handelte es sich jedoch um ein germanisches Fest zu Ehren einer Göttin der Morgenröte am Frühlingsanfang oder um das altnordische „ausa vatni“ („mit Wasser begießen“ für das Taufen). Außer im Deutschen ist diese Bezeichnung des Festes im germanischen Sprachbereich nur noch im Englischen gebräuchlich („Easter“), während sich die anderen germanischen Sprachen an das liturgische „pascha“ halten (niederländisch „Pasen“, schwedisch „påsk“).

An welchem Tag feiern wir Ostern? Jetzt müssen wir den Bereich der Sprache verlassen und uns der historischen Chronologie (Zeitrechnung) zuwenden. Der Ostersonntag kann auf 35 verschiedene Daten zwischen dem 22. März und dem 25. April fallen. Im Ersten Konzil von Nicäa (heute Isnik) bei Byzanz (heute Istanbul) im Jahre 325 n. Chr. legten die rund 300 anwesenden Bischöfe folgende Regel fest: Der Ostersonntag fällt auf den ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond am oder nach dem 21. März. In diesem Jahr erleben wir den ersten Vollmond erst am 16. April. Dieser Tag ist ein Sonnabend. Der Sonntag danach ist also der 17. April 2022.

Wenn der Vollmond gleich am 21. März eintritt und jener Tag ein Sonnabend ist, ist der Sonntag danach der 22. März. Dieser frühestmögliche Termin ist sehr selten, zuletzt 1818 und danach erst wieder im Jahre 2285. Wenn der letzte Wintervollmond den 21. März knapp verpasst, erscheint der nächste Vollmond am 18. April. Falls dieser Tag ein Sonntag ist, wird Ostern also am Sonntag danach, am 25. April, gefeiert. 1943 war das zuletzt der Fall und wird sich im Jahre 2038 wiederholen.

Falls Sie nun Ihren Reklamekalender aus der Apotheke hervorholen, um mir mitzuteilen, dass der astronomische Frühlingsanfang bereits am 20. März eingetreten sei, muss ich Sie darauf hinweisen, dass die Menschen in der Antike die Tagundnachtgleiche nicht so genau bestimmen konnten, weshalb die Bischöfe in Nicäa sie unverrückbar auf den 21. März datiert haben. Da das julianische Jahr jedoch um elf Minuten zu lang war, die sich bis 1582 auf zehn ganze Tage summiert hatten, wanderte das Osterdatum Richtung Mittsommer. Papst Gregor XIII. strich 1582 diese zehn Tage aus dem Kalender und der Geschichte.

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