Hamburg. Gemeinsame Spiele wären nicht nur denkbar, sondern möglich – auch wenn es radikale Veränderungen bräuchte.

Vor dem Beginn der Olympischen Winterspiele in Peking bekamen die Athletinnen und Athleten ein Paar Handschuhe vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) geschenkt – fünf Wörter in den Farben der olympischen Ringe waren darauf eingestickt: Solidarität, Inklusion, Gleichheit, Frieden, Respekt. Nette Geste, dachte man sich damals als neutraler Beobachter. Nur: Was hatte ausgerechnet das Wort Inklusion in der Aufzählung zu suchen?

Das Ziel von Inklusion ist, dass Menschen mit und ohne Behinderung gleichberechtigt und selbstbestimmt in allen Lebenslagen teilhaben und teilnehmen können, ob in der Schule, bei der Arbeit oder eben beim Sport. Sich als IOC und IPC (Internationales Paralympisches Komitee) das hehre Ziel Inklusion ans Revers zu heften und dann zwei völlig voneinander getrennte Sportfeste abzuhalten, ist ungefähr so hohl wie ein Schoko-Osterhase, wenn auch nicht ganz so vergnüglich anzusehen.

Olympische Winterspiele sind behindertenfeindlich

Die Paralympischen Spiele sind gelebter Ableismus – sie sind behindertenfeindlich. Sie bringen all jene zusammen, die offensichtlich einen besonderen Rahmen für ihre Wettkämpfe brauchen. Den brauchen sie natürlich nicht. Gemeinsame Olympische Spiele wären nicht nur denkbar, sondern möglich – auch wenn es radikale Veränderungen bräuchte, vor allem in den bisher strikt voneinander getrennt ablaufenden Organisationsstrukturen.

Diese Spiele könnten gemeinsam übertragen werden, mit fair verteilten TV-Übertragungszeiten. Mit einer gemeinsamen Eröffnungs- und Abschlussfeier. Mit einem gemeinsamen, barrierefreien olympischen Dorf, das es allen Teilnehmenden ermöglicht, in die Welt der anderen einzutauchen, den eigenen Horizont zu erweitern. Das wäre das Ziel. Und nur das meint Inklusion.