Hamburg. Waschen, legen, dagegen: Wie Kultureinrichtungen ihre Möglichkeiten nutzen und gegen Corona-Maßnahmen protestieren.

Es gibt nun wirklich schlimmere Orte mit schlechterer Musik zum Haareschneiden als das Concertgebouw in Amsterdam. Und anstatt mit dem Übelsten der 80er, 90er und dem Schlimmsten von heute in eine Gallenkolik getrieben zu werden, konnte man (es) sich dort auch hübsch machen. Das Orchester spielt, die Spitzen – zumindest die über und neben der Maske – werden gestutzt. Klassische Win-win-Situation.

Doch das Ganze ist keine amüsante Marketing-Maßnahme, um mehr Konzertkarten zu verkaufen. Das war Teil einer, Obacht Wortspiel!: konzertierten Aktion, mit sehr ernstem Hintergrund. In ganz Holland protestierten Museen und Konzertsäle in dieser Woche durch Guerilla-Haircutting gegen die staatliche Corona-Regel, dass Geschäfte, Fitnessstudios, Friseure und Sexshops wieder öffnen durften. Bars, Restaurants, Cafés und kulturelle Einrichtungen aber nicht.

GOP-Varieté-Theater spielt vor vollem Haus

Kreativ sein, gegen viele Widerstände, kann Kultur bestens. Sicher sein kann sie auch, das haben Spielstätten in den vergangenen Jahren immer wieder bewiesen – und sind dennoch immer wieder gegen bürokratische Wände gelaufen.

Arg ist es in dieser Hinsicht gerade nicht nur in den Niederlanden. Auch in Bayern ist Dampf im Kessel, wegen einer 25-Prozent-Auslastungs-Regel für Kulturveranstaltungen. Passt denen scho? Von wegen. Es gibt nicht nur verzweifelte, fassungslose Beschwerden, es gibt inzwischen auch Klagen. Und hier und da Lückenschlüpfer: Das GOP-Varieté-Theater in München spielt seine feuchtfröhliche Show „Wet“ offenbar trotz allem vor vollem Haus. Weil es wegen seiner Speise- und Getränkekarte als gastronomischer Betrieb gilt, ohne 25-Prozent-Obergrenze. Sonderbare Zeiten: Man kann sich dort eine Vorstellung nicht nur schön trinken, sondern auch den Saal voll.