Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider und Christoph Schwennicke über Umfragen, Söder und die Grünen.

Christoph Schwennicke (r.), Geschäftsführer der Verwertungsgesellschaft Corint Media in Berlin, und Lars Haider, Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, pflegen eine E-Mail-Freundschaft, die wir jeden Sonnabend an dieser Stelle veröffentlichen.

Haider: Lieber Christoph, jeden Tag eine neue Wahlumfrage, jeden Tag Zahlen, die Stimmungen und Trends transportieren sollen. Und ich frage mich: Machen die Meinungsforscher mit ihren Erhebungen nicht selbst Politik, etwa weil man als Wählerin oder Wähler seine Stimme dort abgeben möchte, wo die möglichen Sieger sind?

Schwennicke: Ich wäre sehr dankbar dafür, Umfragen vier Wochen vor der Bundestagswahl zu verbieten. Früher gab es da auch mal eine Frist. Die unseligen Effekte beschreibst du treffend. Es besteht die Gefahr einer selbsterfüllenden Prophezeiung.

Haider: Wie fühlt sich angesichts der aktuellen Zahlen für die CDU/CSU ein Politiker, den du so kennst wie wenige andere, ich meine Markus Söder?

Schwennicke: Er macht aus seinem Gemütszustand ja kein Geheimnis, übersieht aber, dass das auch was mit ihm zu tun hat.

Haider: Das musst du mir erklären. Was hat Söder falsch gemacht, außer, ein ex­trem populärer Politiker zu sein?

Schwennicke: Er verhält sich permanent illoyal gegenüber Laschet. Das schadet der Union massiv. Und ihm und der CSU auch in Bayern, der ein Absturz droht.

Haider: Und die Grünen? Die leiden darunter, dass alle nur über den Zweikampf Scholz/Laschet sprechen, wir beide auch.

Schwennicke: Die Rolle haben die Grünen von der SPD übernommen, die sie gern abgegeben hat. Irrer Verlauf in diesem Wahlkampf.