Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider findet, dass ein Festhalten an 3G nicht im Sinne von Gastronomen oder Kulturschaffenden sein kann.

Wie lange, bitte, sollen wir alle noch auf eine Rückkehr zu einem halbwegs normalen Leben warten? Wie lange muss die große Mehrheit der Geimpften und Genesenen noch Rücksicht nehmen auf diejenigen, die zögern, sich impfen zu lassen?

Die Geduld ist bei vielen nach anderthalb Jahren Pandemie aufgebraucht, und der Ärger wächst, weil wir, zumindest in Deutschland, angesichts der vorhandenen Vakzine Corona innerhalb weniger Wochen in den Griff kriegen könnten – und damit übrigens auch alle geschützt würden, die sich nicht impfen lassen dürfen.

Insofern ist die 2G-Konzeption des Senats ein Anfang. Natürlich kann man kritisieren, dass damit die Entscheidung, Ungeimpfte nicht mehr in Restaurants und Theater zu lassen, von der Politik weggeschoben wird. Man kann aber auch loben, dass es diese Möglichkeit überhaupt gibt, und dass all die Kulturschaffenden, Veranstalter, Sportclubs, etc. jetzt die Möglichkeit haben, frei für das eine oder das andere zu votieren.

2G: Mittelfristig müssen sich alle umstellen

Mittel- bis langfristig werden sie alle zu einem Modell auf der Basis von 2G umstellen müssen, weil es sich niemand leisten kann, seine Tische, Säle oder Stadien nur zu einem Teil auszulasten. Wer die Krise überstehen, wer wieder langfristig planen will, muss auf seine vollen Kapazitäten zurückgreifen können, und das geht mit 3G nun einmal nicht. Zudem lässt sich mit der Strategie, mit der sich die Veranstalter notgedrungen über die vergangenen Wochen gehangelt haben, niemals etwas an der Maskenpflicht ändern.

Die gilt zwar aktuell bei 2G in Innenräumen auch noch – aber die Perspektive ist eben eine andere. Wenn verlässlich nur noch Geimpfte und Genesene in geschlossenen Räumen zusammenkommen, wird man relativ bald auch auf die Mund-Nasen-Bedeckung verzichten können, und die Atmosphäre wird fast wieder so sein wie vor der Pandemie. Allein diese Aussicht müsste Grund genug sein, um jetzt konsequent den nächsten Schritt zu gehen.

3G kann nicht im Interesse von Veranstaltern sein

Klar ist auch: So lange Getestete mit Geimpften gleichgestellt werden – was sich eigentlich verbietet, weil sich das eine in seiner Wirkung auf die Pandemie mit dem anderen nicht vergleichen lässt –, so lange wird das Impfen weiter so schleppend verlaufen wie zuletzt.

Mehr zum Thema:

Und, ganz ehrlich: Es kann nicht im Interesse von Gastronomen oder Theatermachern sein, dass sich die Krise noch bis zum nächsten Frühjahr hinzieht. Deshalb gilt, um eine alte Weisheit zu bemühen: Lieber ein Ende mit Schrecken (bei den Ungeimpften, die aber jederzeit zu Geimpften werden können, also 2G), als ein Schrecken ohne Ende (also 3G).