Hamburg. Bei allem Verständnis für die Feiern junger Menschen: Wer durch Aggressivität provoziert, stellt sich ins Abseits.
Ich kann die jungen Menschen verstehen, die nach den Monaten pandemiebedingter, gerade auch für sie gravierenden Einschränkungen das Leben und ihre Jugend wieder ungebremst genießen wollen. Zusammen und draußen an einem lauen Sommerabend im Stadtpark – das übt nicht nur auf viele junge Menschen eine große Faszination aus und lässt den einen oder die andere die gesundheitlichen Gefahren offensichtlich schnell vergessen.
Denn das muss bei allem Verständnis für die Open-Air-Partys zuallererst klar sein: Wer sich mit 4000 Amüsierwilligen auf der großen Wiese trifft und stundenlang mit wenig Abstand zu anderen aufhält, der geht nach wie vor ein hohes Risiko ein. Die meisten der jungen Menschen, die sich an diesem Wochenende gleich zweimal wieder in großer Zahl im Stadtpark getroffen haben, werden nicht gegen das Coronavirus geimpft sein, und die wenigsten von ihnen werden immerhin ein negatives Testergebnis bei sich gehabt haben.
Gewalttaten werden inszeniert
Es ist ein großes Glück, dass es bei den Partys der vergangenen Wochen bislang offensichtlich nicht zu einem großen Corona-Ausbruch gekommen ist. Jedenfalls legen das die aktuell niedrigen Zahlen der Virus-Neuinfektionen nahe. Ein Beleg für die vermeintliche Harmlosigkeit der ausgelassenen Feiern in pandemischer Hinsicht ist dieser Befund keinesfalls.
Zu einem großen Problem sind die Feiern im Stadtpark – wie auch in anderen Städten wie Augsburg, Stuttgart oder Kiel – aus einem weiteren wichtigen Grund geworden: Mit steigendem Alkoholpegel nimmt auch die Gewaltbereitschaft zu, jedenfalls bei einigen der jungen Leute. Mehr noch: Die Polizei beobachtet die Tendenz bei zum Teil auch nicht mehr ganz jungen Männern, gegen die Beamten gerichtete Gewalttaten zu inszenieren und per Handy live zu streamen oder die Videos später in den sozialen Netzwerken zu verbreiten.
Schäbiges Verhalten
Wer Flaschen auf Polizeibeamte wirft, wer durch Aggressivität provoziert, stellt sich ins Abseits. Und: Wer so handelt und seine vermeintlichen „Heldentaten“ im Netz kursieren lässt, verhält sich schäbig, weil er das Verständnis vieler Älterer für die Feierlust junger Menschen nach den Monaten der Entbehrung unterhöhlt. Bei Gewalt ist die Grenze erreicht oder schon überschritten. Bei Gewalt ist die Party vorbei!
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Das müssen sich auch all diejenigen in Erinnerung rufen, die selbst nie eine Flasche in die Hand nehmen und auf einen Menschen werfen würden. Es ist insoweit wie auch bei Demonstrationen: Auch wenn alle das gleiche Anliegen teilen, darf es keine falsche Solidarität der friedlichen mit den gewaltbereiten Protestierenden geben.
Nicht jeder Verstoß gegen die Corona-Auflagen muss geahndet werden
Es muss nachdenklich stimmen, dass sich die Eskalation dieser Partys – von einem friedlichen Beginn bis zu Auseinandersetzungen weniger untereinander und mit der Polizei – Wochenende für Wochenende wiederholt. Es scheint so, als ob einige den harmlosen Anlass dieser Treffen ausnutzen wollten, um ein besonders schlechtes Spiel zu spielen. Den Besonnenen unter den jungen Menschen muss deswegen zugerufen werden: Bleibt vernünftig! Geht nicht hin, auch um euch nicht zu gefährden!
Was kann die Politik tun, wenn Ermahnungen nicht helfen? Eine Aufhebung des Tanzverbots in Innenräumen und somit eine Öffnung von Discos, wie es einige Länder planen, stellt angesichts der sich ausbreitenden Delta-Variante eher ein neues Risiko dar. Die Polizei muss bei allen Einsätzen dieser Art fortlaufend die Lage einschätzen und mit Augenmaß handeln. Nicht jeder Verstoß gegen die Corona-Auflagen muss geahndet werden. Aber auch hier gilt: Bei Gewalt ist die Grenze erreicht.