Hamburg. Bereits vor zwei Wochen wurde in Großbritannien jeder 15. positive Corona-Test genauer auf eine Mutation hin untersucht.

Was uns droht, ist abzusehen, seit der Vorweihnachtszeit schon. Mit Schrecken schlugen schon im Herbst die Nachrichten von der Virusmutation in Großbritannien auch in Deutschland ein, bereits am 21. Dezember wurden Fluggäste einer Maschine aus London in Hannover festgesetzt, weil man die Einschleppung der Mutation fürchtete. Im Januar betonten die Bundesregierung und der Bürgermeister wiederholt, dass der scharfe Lockdown auch angesichts dieser neuen Gefahr verlängert und verschärft werden müsse. Nur eine simple Frage bleibt heute noch immer: Ist die Mutation vielleicht schon längst angekommen?

Auch die Hamburger Politik hat darauf keine klare Antwort, weil es lange versäumt wurde, die Situation richtig zu erfassen. Bereits vor zwei Wochen wurde in Großbritannien jeder 15. positive Corona-Test genauer auf eine Mutation hin untersucht. In Deutschland war es nur jeder 900. (!) Test. Bei der sogenannten Sequenzierung gehöre man mitnichten zur Weltspitze, sondern sei ein „Entwicklungsland“, konstatieren Virologen. Es ist bezeichnend, dass auch in Hamburg die Initiative für verstärkte Analysen nicht zuerst von der Politik, sondern von
den Laboren selbst ausging.

Der Rückstand rächt sich. Zwar ist und bleibt es richtig, angesichts der Mutationen mit größter Vorsicht voranzugehen. Und die nötigen Maßnahmen in der Pandemie bleiben dieselben, unabhängig von der Virusvariante. Aber dabei kommt es eben weiter auf den Rückhalt jedes Einzelnen an. Impfen, Schutz von Pflegeheimen, nun die Mutationsanalyse – die Liste der Themen, bei denen die Politik teilweise überfordert wirkt, wächst leider. Wer aber ein Problem lösen will, muss dessen Ausmaß im Blick behalten. Auch bei den Mutationen ist es höchste Zeit dafür.