Hamburg. Eine größere Grippewelle könnte zusätzlich zur Covid-19-Pandemie das Gesundheitssystem an seine Grenzen bringen.
Nie war die Grippeimpfung so wichtig wie in diesem Corona-Jahr 2020. Schließlich könnte eine größere Grippewelle zusätzlich zur Covid-19-Pandemie das Gesundheitssystem an seine Grenzen bringen – angefangen bei den Hausärzten, die in vollen Praxen auf die Schnelle unterscheiden müssen, ob ein Patient mit Husten nur eine Erkältung, eine Influenza oder gar Covid-19 hat. Selbst für Kinder, die als wichtige Überträger der Grippe gelten, empfehlen Kinderärzte eine Impfung. Virologen sagen, der Influenza-Schutz mache in diesem Jahr für alle Sinn. Und für die Risikogruppen allemal.
Aus diesem Grund hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zusätzliche Dosen bestellt. Aber ob sie reichen werden? Spahn versprach erst am Wochenende vollmundig: „Jeder, der sich und seine Kinder impfen lassen will, sollte und kann das tun.“ Da sind allerdings Zweifel angebracht.
Der Impfstoff lässt sich nicht auf die Schnelle herstellen
Würde sich – wie Umfragen nahelegen – auch nur jeder Zweite gegen Influenza immunisieren lassen wollen, wären mehr als 41 Millionen Dosen erforderlich. Zur Verfügung stehen jedoch nur rund 26 Millionen. Die Krux dabei: Der Impfstoff lässt sich nicht auf die Schnelle herstellen, dahinter steht ein langwieriger Prozess. Nachlieferungen sind kaum möglich. Was nicht spätestens im Frühjahr bestellt wurde, als sich das Ausmaß der Pandemie gerade abzuzeichnen begann, kann nicht mehr bereitgestellt werden.
Die Folge könnte äußerst misslich sein: Es droht ein Wettlauf um den Grippeimpfstoff, der sich vor allem in den Praxen der Hausärzte zeigen wird. Sollte das Vakzin knapp werden, sind sie es, die entscheiden müssten, wen sie impfen. Hoffentlich ist das kein Vorgeschmack auf die Zeit, wenn endlich die heiß herbeigesehnten Corona-Impfstoffe bereitstehen.