Hamburg. Jedes zweite Kind von Single-Eltern in Hamburg bezieht Hartz IV. Es ist gut, dass der Senat die Förderung ausweiten will.

Die Daten der neuen Bertelsmann-Studie haben es noch einmal unterstrichen: Single-Eltern und ihre Kinder sind viel häufiger von Armut betroffen als Familien, in denen die Partner ihre Kinder gemeinsam aufziehen. In Hamburg leben fast 50 Prozent aller auf Hartz IV angewiesenen Kinder in einem Ein-Eltern-Haushalt. Bundesweit sind es 45 Prozent. Insgesamt bekommen immer noch 20 Prozent aller Kinder in Hamburg Hartz-IV-Leistungen. Der Anteil hat sich seit der letzten Erhebung 2014 kaum verändert.

Das sind Zahlen, die dieser Stadt nicht gut zu Gesicht stehen – auch weil der Kontrast zur hohen Hamburger Millionärsdichte so scharf erscheint. Die Benachteiligung mancher Bevölkerungsgruppen droht sich auch immer weiter zu vererben. Die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen aus prekären Verhältnissen aufsteigen, ist in Deutschland geringer, als es das Motto „Erfolg durch Leistung“ glauben machen will. Nach einer OECD-Studie kann es in Deutschland sechs Generationen dauern, bis die Nachkommen einer einkommensschwachen Familie das Durchschnittseinkommen erreichen – in Dänemark sind es nur zwei. Mithin: Wer mit auf Hartz IV angewiesenen Eltern aufwächst, hat ein hohes Risiko, als Erwachsener selbst Sozialleistungen zu benötigen.

Um aus dieser Logik auszubrechen, muss der Staat betroffene Kinder und Eltern unterstützen – nicht nur mit Geld, sondern mit gezielter Förderung, etwa einer Ausbildung. Das will Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) nun tun und sich den stark betroffenen Alleinerziehenden zuwenden – für die es besonders herausfordernd ist, neben der Kinderbetreuung eine Ausbildung abzuschließen. Der Ansatz ist richtig. Ausreichen wird er nicht. Hamburg muss viel mehr tun, um Kinderarmut deutlich zu reduzieren. Die Zahlen sind einer der reichsten Städte Europas unwürdig.