Hamburg. Die Dove Elbe darf nicht zum verlorenen Paradies werden. Ein Kommentar über die Pläne der Politik und den Protest der Bewohner.

Es ist ein Kampf zwischen David und Goliath, der sich da gerade anbahnt. Auf der einen Seite stehen Bürger aus der Region Bergedorf, auf der anderen Seite die mächtige Hamburger Hafenwirtschaft. Diese tritt in dieser anschwellenden Auseinandersetzung gar nicht selbst in Erscheinung, sondern mit einer Last ihres gewinnorientierten Handelns: dem Hafenschlick. Gut zehn Millionen Kubikmeter Sedimente sind es jedes Jahr, die in der Elbe ausgebaggert werden.

Diese Sedimente nun ausgerechnet in einen Lebensraum fließen zu lassen, der sich in 70 Jahren hervorragend entwickelt hat, ist die dümmste Idee von allen. Wer die bisher tidefreie Dove Elbe für die Sedimente fluten will, zerstört nicht nur ein Paradies, sondern gefährdet sehenden Auges auch die Gesundheit der Bürger.

So überzeugt Gemüse aus den Vier- und Marschlanden jeden Marktbesucher mit Frische und Qualität. Wenn aber mit Giften belastete Sedimente verstärkt in die fruchtbare Region geflutet werden, gelangt es auch in die landwirtschaft­lichen Produkte – und damit auf den Tisch der Hanseaten.

Dove Elbe darf nicht Lasten der Hafenwirtschaft tragen

Auch Argumente wie die Gefährdung der Regattastrecke sprechen gegen die Variante, die Dove Elbe für die Stromelbe zu öffnen. Zum Glück gibt es Bürger, die wie David gegen Goliath kämpfen wollen und sich mit einem Protest-Korso aus gut 70 Booten am Sonnabend vor den Landungsbrücken in Stellung bringen wollen.

Sie mögen zwar eigene Interessen haben – für die Lebendigkeit der Demokratie sind ihre Aktionen aber unerlässlich. Die Politik ist gut beraten, die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie sorgfältig abzuwägen. Die Dove Elbe darf nicht die Lasten der Hafenwirtschaft tragen. Norddeutsche Kooperationen, die der Wirtschaftssenator jetzt wortreich wiederbelebt hat, sind gefragter denn je.