Im E-Mail-Wechsel zwischen Christoph Schwennicke und Lars Haider geht es um Markus Söder, Angela Merkel – und Gerhard Schröder.

Christoph Schwennicke (r.), Chefredakteur des in Berlin produzierten Magazins „Cicero“, und Lars Haider, Chefredakteur des Abendblatts, pflegen eine E-Mail-Freundschaft, die wir jeden Sonnabend an dieser Stelle veröffentlichen.

Haider: Lieber Christoph, was war das denn für ein Schauspiel, das uns Markus Söder und Angela Merkel in dieser Woche geboten haben? Wirkte irgendwie wie aus der Zeit gefallen, so, als suche die Kanzlerin persönlich ihren Nachfolger aus ...

Schwennicke: Ich habe ja immer noch Schwierigkeiten zu glauben, was viele sagen: dass sie den klasse findet. Söder ist so das Gegenteil von Merkel. Aber von wegen Erbfolge: Wolfgang Schäuble hat Jens Spahn via „Zeit“-Interview zu seinem Traummann an der CDU-Spitze erklärt.

Haider: Trotzdem ist es interessant, dass Merkel solche Inszenierungen mitmacht. Oder tut sie das, um auf jeden Fall zu verhindern, dass aus Friedrich Merz doch noch ein Kanzlerkandidat wird?

Schwennicke: Dann müsste sie eher Armin Laschet besuchen. Denn nur der kann CDU-Chef werden und Merz aufhalten. Ich glaube, sie spielt ein bisschen mit den Eitelkeiten und Ambitionen der Männerschar. Mir wäre ja am liebsten Jens Spahn als CDU-Chef und Söder als Kanzlerkandidat. Aber mich fragt ja keiner. Nur du manchmal.

Haider: Warum fändest du die Kombi am besten? Sind die beiden nicht viel zu jung?

Schwennicke: Söder ist älter als Merkel, als sie Kanzlerin wurde. Und Spahn ist sehr jung, aber schon erfahren. Außerdem sind die beiden eine coole Mischung aus modern, progressiv und konservativ.

Haider: Wobei ich mir die bundesweite Begeisterung für Söder so richtig nicht erklären kann. Die Corona-Krise haben andere besser in den Griff bekommen als er.

Schwennicke: Das sehe ich völlig anders. Er hat allen Beine gemacht. Und gut kommuniziert.

Haider: Aber anderswo sind die ersten Bundesländer inzwischen fast corona­frei, sieh dir nur mal den gesamten Norden an, der war viel erfolgreicher als Bayern.

Schwennicke: Hey, die Zahlen waren nicht vergleichbar. Und Posing gehört auch zur Politik, Gerhard Schröder hat sich damals die Gummistiefel angezogen und ist zur Flut nach Grimma. Söder gibt den Corona-Kanzler. Fakt ist: Der Typ will jedenfalls was. Das merkt man. Und das beeindruckt auch außerhalb Bayerns. Bis auf dich offenbar.