Einmal Ischgl ist genug: Reisende müssen in Schleswig-Holstein das Coronavirus nicht fürchten, weil viel richtig gemacht wurde.

Als vor vier Wochen mit den ersten Lockerungen der Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus begonnen wurde, war die Sorge bei vielen in Deutschland groß. Von Öffnungs(diskussions)orgien war die Rede und von Ministerpräsidenten, die sich darin überbieten würden. Ob das wohl gut gehen könnte?

Nun, nach einem Monat voller Lockerungen lässt sich sagen: Es ist gut gegangen. Offenbar haben die Regierungen die richtigen Maßnahmen aufgehoben, der befürchtete Rückschlag bei den Infektionszahlen ist bisher ausgeblieben. Darüber dürfte man sich übrigens, bei aller weiter gebotenen Vorsicht, einmal freuen und anerkennen, dass Deutschland sich anscheinend auf dem richtigen Weg befindet.

Man kann natürlich auch, wie einige Dauergäste in Talkshows, in jedem dritten Satz vor der zweiten Welle warnen. Aber: Wem hilft das? Wenn eine zweite (oder dritte oder vierte) Welle käme, wäre das schlimm genug, aber deswegen jetzt in gesellschaftlicher Schockstarre zu verharren kann doch nicht im Ernst unser Ziel sein.

Entspannte Corona-Lage in den Ferienhochburgen

Da niemand weiß, wie es mit der Pandemie weitergeht, ist es klug, sich an dem zu orientieren, was wir sicher haben, und nicht an dem, was sein könnte. Also: Konzentrieren wir uns auf die Zahlen der vergangenen vier Wochen, die insbesondere dem Norden bescheinigen, mit seiner Corona-Politik viel richtig gemacht zu haben. Deshalb ist es eben nicht unverantwortlich, dass Schleswig-Holstein seit gestern wieder Touristen ins Land lässt, dass dort Hotels öffnen und Ferienwohnungen vermietet werden dürfen. Denn tatsächlich ist gerade die Corona-Lage in den beiden Landkreisen, in denen der Tourismus am größten und wichtigsten ist, sehr entspannt.

Im Landkreis Ostholstein, zu dem unter anderem Timmendorfer Strand, Grömitz, Heiligenhafen etc. gehören, hat es in den vergangenen sieben Tagen überhaupt keine Neuinfektion mehr gegeben, im Landkreis Nordfriesland mit Sylt, Amrum, Föhr, St. Peter-Ording und Co. waren es drei. Daran haben, aber das soll nun wirklich die letzte Bemerkung zu diesem leidigen Thema sein, auch die Zweitwohnungsbesitzer nichts geändert, die sich ja schon seit zwei Wochen wieder in Schleswig-Holstein aufhalten dürfen. Insgesamt sind in Ostholstein im Verlauf der Pandemie 66, in Nordfriesland 84 Infektionen registriert worden, die alle nachverfolgt werden konnten.

Einmal Ischgl ist genug

Soll heißen: Die Urlaubsregionen müssen keine Angst vor der Saison haben, ihre Ausgangslage gehört zu den besten in Deutschland. Dass Nordfriesland trotzdem rund um Himmelfahrt und Pfingsten die Inseln, Halligen und St. Peter-Ording für Tagestouristen sperrt, hat wohl, gerade am „Vatertag“, mehr damit zu tun, dass man Menschenansammlungen sicherheitshalber vermeiden möchte – einmal Ischgl ist genug. Grundsätzlich dürften aber auch die Tagestouristen, die ja überwiegend aus dem eigenen Land kommen, an normalen Wochentagen und Wochenenden keine Probleme bereiten.

In ganz Schleswig-Holstein gibt es aktuell weniger als 180 Menschen, die an dem Virus leiden, von Sonntag auf Montag sind nur zwei dazugekommen. Die Zahlen zeigen, wie richtig es war, die Verantwortung in der Corona-Bekämpfung vom Bund auf die Länder und dort in die Landkreise zu verlagern. Die sich, auch das gehört zur neuen Wirklichkeit, bei vergleichbaren Voraussetzungen auch zu anderen Maßnahmen entscheiden: Ostholstein will Tagesgäste anders als Nordfriesland über Himmelfahrt und Pfingsten willkommen heißen – in der berechtigten Hoffnung, dass inzwischen jeder am besten weiß, wie er selbst dafür sorgen kann, dass das Virus bitte schön ebenfalls Urlaub macht …