Hamburg. Mit der Aufnahme von Italienern setzt Hamburg ein richtiges Zeichen. Zahl der schweren Coronafälle in Hamburg ist noch überschaubar.
Können wir uns das noch erlauben? Kann es sich rächen? Diese Fragen können einem schnell in den Sinn kommen, wenn man von dem Plan hört, das Hamburg nun schwer erkrankte Coronapatienten aus Italien aufnehmen will. Als hätten wir selbst keine Probleme. Die bleierne Schwere, mit der die Pandemie auf unseren Alltag drückt, droht uns manchmal blind zu machen für einen selbstlosen Blick über unser Land hinaus. Für wirkliche Anteilnahme mit Menschen in Italien, wo Corona nicht nur Ausnahmezustand, sondern eine Katastrophe mit 8100 Toten bedeutet.
Mit den Plänen setzt Hamburg ein richtiges Zeichen – für ein Europa der Zusammenarbeit. Das war vielleicht nie wichtiger als derzeit. Das Virus hat starke Bänder zwischen den EU-Staaten beschädigt und verblasste Grenzen vorerst wieder in Beton gegossen. Es wirft Europa zurück in eine Zeit der Abschottung, der nationalen Konkurrenz, bis hin zu einem Kampf um Schutzausrüstung. Eine große Solidaritätswelle mit Italien ist hierzulande ausgeblieben. Im Vordergrund standen andere Fragen: Wird es so schlimm auch bei uns? Sind wir besser vorbereitet?
Unser Gesundheitssystem erweist sich als kraftvoll
Das sind wir. Unser Gesundheitssystem erweist sich als kraftvoll, wenn auch nicht unbegrenzt stark. Das bedeutet eine Verantwortung, zu helfen, solange es geht. Noch ist die Zahl der schweren Coronafälle in Hamburg überschaubar – und selbst bei einem explosionsartigen Anstieg sind genügend Betten vorhanden, bis die italienischen Patienten hoffentlich geheilt sind.
Die Stadt ist jedoch gut beraten, die anspruchsvollen Transporte der Patienten nicht allein zu organisieren, die Bundesbehörden eng einzubinden. Schon jetzt macht die Gesundheitsbehörde einen teils überforderten Eindruck. Und sie wird jede Kraft brauchen, um die Krise selbst durchzustehen.