Hamburg. Probleme schönzureden ist gefährlich – es gibt in Deutschland eine importierte Schwulenfeindlichkeit.

Es ist ein heikles Thema, und deshalb mag niemand groß drüber reden: Die Betroffenen schweigen aus Scham oder Hilflosigkeit, die Täter halten aus nachvollziehbaren Gründen den Mund, die Polizei hat ohnehin Probleme genug, sich auf politisch dünnes Eis zu wagen. Und die Öffentlichkeit schaut lieber weg, teils aus politischer Korrektheit, teils aus Vorsicht, um nicht zum Stichwortgeber für Rechte zu werden.

Das alles mag nachvollziehbar sein, falsch bleibt es trotzdem: Über die wachsende Homophobie durch Migranten muss gesprochen werden. Einer der wenigen, die den Mut dazu haben, ist Jens Spahn, Gesundheitsminister der CDU und selber schwul. „Mich nervt, dass wir dieses Problem gar nicht besprechen – aus Angst, man könnte sich irgendwie verheddern in seinem Multikulti-Wohlfühldasein“, sagte er einmal.

Beschimpfungen und Bedrohungen sind ein Warnzeichen

So ist es auch in St. Georg. Der Hamburger Stadtteil, den Reiseführer zu Recht als bunt feiern, lebt von seiner Vielfalt. Aber zuletzt verblasst der Regenbogen: Massive Angriffe auf einen Sexshop, Beschimpfungen und Bedrohungen von Schwulen und Lesben sind ein Warnzeichen.

Natürlich ist Homophobie in allen Gesellschaftsgruppen verbreitet, bei Ausländern wie bei Deutschen, bei Atheisten, Christen wie Muslimen. Aber zugleich, so erzählen es viele Homosexuelle, wachsen wegen der Massenzuwanderung der vergangenen Jahre die Probleme. Hinter vorgehaltener Hand herrscht darüber Einigkeit, aber viele Homosexuelle reden nicht gerne offen darüber, weil sie als Minderheit lange ausgegrenzt wurden – nun wollen sie nicht ihrerseits eine Minderheit ausgrenzen.

Toleranz gegenüber Intoleranz – die falsche Strategie

Toleranz gegenüber Intoleranz aber ist eine falsche Strategie, sowohl für den inneren Frieden des Landes als auch für Täter und Opfer. Die eingewanderte Homophobie hat mit den Werten und Traditionen der Migranten zu tun: Sie kommen aus Staaten, die Homosexualität für eine Sünde halten, wenn nicht gar für ein Verbrechen.

Weltweit gibt es acht Länder, in denen auf gleichgeschlechtliche Liebe die Todesstrafe steht: Alle sind muslimisch. Mit Afghanistan, Iran und Irak gehören drei der vier Hauptherkunftsländer von Flüchtlingen in Hamburg auf diese Liste. Es wäre vermessen zu erwarten, mit dem Grenzübertritt oder dem Besuch eines Integrationskurses verschwände diese Homophobie.

AfD und Flüchtlinge: Ähnliche Weltsicht

Eine Umfrage unter Flüchtlingen brachte 2016 das Ergebnis, dass 43 Prozent ein schwules Paar als Nachbarn ablehnen – bei Einheimischen liegt der Anteil bei 13 Prozent. Vielleicht verbindet sich da die Weltsicht mancher AfD-Wähler mit der von Flüchtlingen?

Das Problem muss offen diskutiert werden. Regeln gelten in diesem Land für alle – es gibt weder wegen der Herkunft noch wegen der Religion einen Rabatt. Deshalb war es auch grundlegend falsch, im Jahr 2015 als deutsche Integrationsministerin zu erklären, das Zusammenleben müsse täglich neu ausgehandelt werden. Die Grundlagen des Zusammenlebens müssen eben nicht neu verhandelt werden: Manche Werte wie die Gleichberechtigung oder die Gleichstellung von Homosexuellen hat diese Gesellschaft in Jahrzehnte währenden anstrengenden Auseinandersetzungen ausgehandelt, manche Grundrechte mussten die Alliierten für Deutschland erst erkämpfen.

Es würde diesem Land gut zu Gesicht stehen, nicht verdruckst, sondern offen, nicht ausgrenzend, sondern zugewandt die Probleme zu diskutieren – und Fehlverhalten zu sanktionieren. Schweigen, Kleinreden, Verheimlichen jedenfalls bringen niemanden weiter – und machen am Ende nur die Gegner unserer Werte stark.