Hamburg. Immer montags wollen wir an dieser Stelle auf Kritik an der Berichterstattung, auf Wünsche, Fragen und Debatten eingehen

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde des Hamburger Abendblatts,


immer montags beschäftigen wir uns an dieser Stelle mit Ihren Wünschen und Ihrer Kritik. Wir wollen auch über die großen Leser(brief)-Debatten sprechen und Ihnen Einblicke in unsere Arbeit geben, sowohl in die Art, wie wir recherchieren, als auch, wie das Hamburger Abendblatt gemacht wird. Wenn sie Anregungen haben, her damit! Eine E-Mail reicht. Die Adresse lautet:
chefredaktion@abendblatt.de

Heute schreibt unsere Redakteurin Annabell Behrmann darüber, wie ihre Kolumne „Mein Leben in den wilden Zwanzigern“ für das Hamburger Abendblatt wöchentlich entsteht – und welche Reaktionen sie darauf von den Leserinnen und Lesern erhält.

Die kleinen Freuden und Missgeschicke des Alltags

Seit zweieinhalb Jahren nun schon schreibe ich die Kolumne „Mein Leben in den wilden Zwanzigern“, die immer donnerstags erscheint. Mein Alltag hat sich seitdem extrem verändert. Ständig halte ich die Augen nach neuen Themen offen. Sie sollten unterhaltsam, überraschend, jung und vor allem mitten aus dem Leben sein. Über Wirtschaft, Politik und die großen Krisen der Welt schreiben andere an dieser Stelle – ich beschäftige mich am liebsten mit den kleinen Freuden und Missgeschicken des Alltags. Dabei habe ich kein Problem, mich auch mal selbst auf die Schippe zu nehmen, wir nehmen das Leben ohnehin zu ernst.

Inzwischen beeinflusst mich die Kolumne so sehr, dass mein Freund sonntagabends an meiner Stimmung erkennen kann, ob ich schon weiß, worüber ich in der kommenden Woche schreiben werde. Denn Sie können sich sicher vorstellen: Auch wenn ich in der Kolumne von meinen „wilden“ Zwanzigern berichte – meistens geht es in meinem Leben ähnlich beschaulich zu wie in Ihrem vermutlich auch.

In jedem einzelnen Artikel steckt viel Herzblut

Ich bekomme keinerlei Vorgaben von der Redaktion, sondern schreibe jeweils über das, was mir auf dem Herzen liegt. Die grenzenlose Freiheit kann Fluch und Segen zugleich sein. Meiner Familie, meinen Freunden und Kollegen gehe ich leidenschaftlich gern mit Themenideen auf die Nerven. Mir ist ihre Meinung wichtig. Nicht selten landen meine Notizen anschließend im Papierkorb, dem Friedhof meiner Ideen. Oder ihre Geschichten in der Zeitung. Deshalb sind sie vorsichtig geworden, was sie mir erzählen.

Da ich als Redakteurin ganz normal in den Arbeitsalltag unserer Außenredaktion in Norderstedt eingebunden bin und die Themen so aktuell wie möglich sein sollen, entsteht die Kolumne meistens mittwochs, einen Tag vor dem Erscheinungsdatum. Mein Wecker klingelt dann früher als sonst, spätestens um 6.15 Uhr. Von zu Hause aus bereite ich schon einmal Einstieg und Struktur vor, in der Redaktion angekommen verwandelt sich mein Schreibtisch in ein Chaos. Vor mir ausgebreitet liegen meistens fünf bis zehn Zettel, auf denen ich handschriftlich Ideen gesammelt habe. Und dann bringe ich meine Gedanken zu Papier (bzw. in den Computer). In jedem einzelnen Artikel steckt unheimlich viel Herzblut.

Jede Woche viele Briefe, besonders von älteren Lesern

Dabei ist mir bewusst, dass ich mich jede Woche auf einem schmalen Grat bewege. Es gehört dazu, einiges aus meinem Privatleben preiszugeben – natürlich möchte ich aber einen (zumindest winzig kleinen) Teil noch für mich behalten. Wenn Sie regelmäßig die Kolumne lesen, wissen Sie erschreckend viel über mich. Das stelle ich immer wieder fest, wenn Bekannte mich ansprechen und fragen, warum ich etwa so schusselig bin und meinen Badezimmerschrank zweimal umkippe. Erst dann realisiere ich, dass es tatsächlich – abgesehen von meiner Familie – noch andere Menschen gibt, die meine Texte lesen.

Jede Woche bekomme ich sehr herzliche Leserbriefe von Ihnen, über die ich mich immer riesig freue. Ich finde es toll, dass sich Menschen in unserer schnelllebigen Welt immer noch die Zeit nehmen, um uns Redakteuren Feedback zu geben. Besonders viele ältere Leser bedanken sich für die Einblicke, die sie in die Welt von jungen Leuten erhalten, und berichten mir von Geschichten aus ihren eigenen Zwanzigern.

Es wird ein neues Foto geben

Die meisten E-Mails habe ich im Übrigen einmal wegen eines Grammatikfehlers bekommen. Eine Dame fühlte sich derart persönlich beleidigt, dass ich eine falsche Zeit des Wortes „dreschen“ benutzt hatte, dass sie wütend einen Lobgesang auf Herrn Schmachthagen (er schreibt immer dienstags die „Deutschstunde“ im Abendblatt) anstimmte. An dem Tag war ich froh, dass niemand mit Tomaten vor der Redaktion lauerte, um mich zu bewerfen. Glauben Sie mir, über Fehler ärgere ich mich mindestens genauso sehr wie Sie.

Am zweithäufigsten wünschten sich Leser, dass endlich mal ein neues Autorenbild von mir gedruckt wird. Ich kann diese blau-weiß-karierte Bluse auch nicht mehr sehen. Versprochen, es wird ein neues Foto geben.