Im E-Mail-Wechsel zwischen Christoph Schwennicke und Lars Haider geht es um die SPD-Führung – und um einen möglichen Stellvertreter.

Christoph Schwennicke, Chefredakteur des in Berlin produzierten Magazins „Cicero“, und Lars Haider, Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, pflegen eine E-Mail-Freundschaft, die wir jeden Sonnabend an dieser Stelle veröffentlichen.

Haider: Lieber Christoph, wie man einen Vorsitzenden/eine Vorsitzende geräuschlos wählt, haben nun die Grünen vorgemacht. Aber was heißt es, dass Annalena Baerbock mehr Stimmen erhalten hat als Robert Habeck?

Schwennicke: Vielleicht, dass sie sie besser finden?

Haider: Für solche Antworten liebe ich dich so. Ich wollte natürlich wissen, was das für eine mögliche Kanzlerkandidatur der Grünen bedeuten könnte.

Schwennicke: Wir haben im nächsten Heft ein großes Porträt über Frau Baerbock: Wo kommt diese Frau her? Wer ist sie? Das mag dir und unseren Lesern ein Hinweis in dieser Frage sein. Alle sagen übrigens, Freund wie Feind: Sie steht besser im Stoff als Habeck.

Haider: Solche Probleme hätten andere Parteien gern. Es ist an der Zeit, sich mal wieder festzulegen: Wer werden denn nun die neuen Vorsitzenden der SPD?

Schwennicke: Klara Geywitz und Olaf Scholz.

Haider: Das ist schnell, klar und eindeutig. Was bewegt dich zu diesem Urteil, dem ich ungern widersprechen möchte?

Schwennicke: Die Mehrheit wird in­stinktiv spüren: Alles andere wäre suizidal. Was nicht heißt, dass mit den beiden die Auferstehung der SPD unmittelbar bevorsteht.

Haider: Warte es ab. Olaf Scholz weiß, wie es geht. Und wenn Kevin Kühnert sein Stellvertreter wird …

Schwennicke: Und Ralf Stegner weiß, dass er dafür weichen muss. Deshalb pestet er gegen seinen früheren Freund neuerdings so ...

Haider: Für Olaf Scholz wäre das eine für unmöglich gehaltene Krönung. Kann die auch eine Versöhnung mit dem von Teilen der Parteifunktionäre ungeliebten Politiker sein?

Schwennicke: Das wird schwer. Aber Schröder haben sie auch nie geliebt. Und Schmidt auch nicht.

Haider: Wenn er gewinnt, dann hat er es auch den Emotionen zu verdanken, die er zuletzt gezeigt hat.

Schwennicke: Das war eine coole, kalkulierte Druckabfuhr. Hat mir gut gefallen