Erinnern Sie sich noch an das völlig verrückte Konzept namens „König Kunde“? Offenbar haben die Untertanen, also die Dienstleister, so sehr darunter gelitten, dass immer mehr den Spieß umdrehen. Motto: Wir können alles außer Service.
Zwei Beispiele gefällig? Während es in Amerika schon seit Jahrzehnten geübte Praxis ist, dass Supermärkte ihren Kunden (stabile) Papiertüten spendieren und Profi-Einpacker das unfallfreie Eintüten übernehmen, müssen Kunden in Deutschland extra für das Verpackungsmaterial bezahlen und die Ware in der Regel selbst einpacken.
Das kann – wie kürzlich in einer Discounter-Filiale in der Hamburger Neustadt – zu brenzligen Situationen führen. Kaum hat eine junge Mutter ihre große PET-Colaflasche und die Babynahrung in der eben erworbenen Papiertüte verstaut, reißt diese vor den Augen der Kassiererin auf einer Seite ein. Ein veritabler Mangel, der Kunden in Deutschland dazu berechtigt, ihn zu reklamieren und Ersatz zu fordern.
Also: Geld zurück oder neue Tüte. Und was sagt die Frau an der Kasse zur Kundin? „Ich darf Ihnen keine neue Tüte geben!“ Wie bitte? „Außerdem packt man auch nicht so wie Sie“, weist sie die junge Frau barsch zurecht. „Wie denn?“, will diese wissen. „Man legt die Flasche nicht quer, sondern stellt sie hin!“ Als wenn das ein Gleichgewicht herstellen würde.
Oder die absurde Szene in der selbsternannten Fußballkneipe auf dem Kiez, die sonst jedes halbwegs wichtige Spiel auf Großbildleinwand und zwei Monitoren zeigt. Nur nicht an dem Abend, als Deutschland in Weißrussland um die EM-Qualifikation (der Männer) kämpfte. Allen Ernstes vertrieb der Mann hinterm Tresen die daran interessierten Gäste aus dem Gastraum. Begründung: Man zeige ausschließlich das parallel laufende WM-Vorrundenspiel (der Frauen) zwischen Norwegen und Nigeria. Wer das falsch finde, sei in dieser Kneipe falsch. Das fanden viele, denn andere Gäste waren kurz vor Anpfiff nicht zu sehen ...